Die Auswirkungen der Klimakrise sind bekannt: Im Sommer werden unsere Städte immer heisser, gleichzeitig nehmen Unwetter mit Überschwemmungen zu und die Biodiversität geht zurück. Die Stadt Luzern unternimmt grosse Anstrengungen zur Lösungsfindung. Etwa, indem mit der Klima- und Energiestrategie der Ausstoss von Treibhausgasen massiv reduziert werden soll. Oder mit vielfältigen Massnahmen aus der Klimaanpassungsstrategie. Zu Letzterem gehört auch das neuste Pilotprojekt «Hygroskin Neubad». Dabei handelt es sich um eine 80 Quadratmeter grosse temporäre Begrünung auf neun der Parkplätze hinter dem Neubad. Realisiert wird das Projekt unter wissenschaftlichen Bedingungen zwischen dem 17. und 19. Juni 2025. Nach drei Jahren wird es ausgewertet. Die Erfahrungen werden mit jenen aus der Stadt Basel abgeglichen, wo ein ähnlicher Test bereits erfolgt ist.
Die «Hygroskin» ist eine Entwicklung von B/IAS (Basel Institut für angewandte Stadtforschung). Konzipiert ist sie für folgende Fälle: Wenn eine normale Entsiegelung mit Entfernen von Asphalt- oder Betonbelägen sowie die anschliessende Renaturierung zwar gewünscht, aber aus verschiedenen Gründen noch nicht möglich ist. Dann könnte als Zwischenlösung mit der «Hygroskin» auf kostengünstige und schnelle Weise eine grössere Fläche begrünt werden. Die Stadt Luzern hat in solchen Fällen bislang oft mobiles Grün aufgestellt, etwa in Form von mit Humus und Pflanzen befüllten Bigbags. Attraktiv ist das nur bedingt, der Nutzen eher klein. Beim Neubad will die Stadt die «Hygroskin» auf Herz und Nieren testen.
Folgendes wird in Luzern getestet: der Pflegeaufwand, die Entwicklung der Biodiversität, die Eignung der Materialien, die Resilienz der Bepflanzung gegenüber Hitzestress sowie die Abkühlung der Umgebung und die Regenwasserspeicherung. Abkühlung und Regenwasserspeicherung sind zentral bei diesem Test. Deshalb sollte der 26 bis 65 Zentimeter hohe Aufbau aus Sand, Kies und Humus permanent feucht sein. Erreicht werden könnte dies mit einem speziellen, auf den Asphalt gelegten Vlies samt Speichermatte. Dank diesen zwei Elementen soll das Regenwasser gespeichert werden können – anstatt in die Kanalisation abzufliessen. Die bei mobilem Grün immer sehr zeitintensive Bewässerung ist hier im Idealfall nicht nötig. Zum Thema Abkühlung weiss Timur Babacanli, Projektleiter von Stadtgrün Luzern: «In Basel konnten auf und neben einer solchen Hygroskin während Hitzeperioden Temperaturunterschiede von bis zu 21 Grad nachgewiesen werden.»
Angepflanzt werden heimische Pflanzen wie Wildstauden und einige kleine Gehölze, welche mit dem Hitzestress umgehen können. Auch Totholz und kleine Steinhaufen werden angelegt. Davon sollen Tiere wie etwa Wildbienen und weitere Insekten profitieren. Schon nach kurzer Zeit, bis August, September 2025, soll die 80 Quadratmeter grosse Fläche in sattem Grün erscheinen. Die Materialkosten belaufen sich auf rund 15'000 Franken. «Fallen die Ergebnisse positiv aus, könnte diese Hygroskin bei uns künftig vermehrt zum Einsatz kommen», sagt Timur Babacanli.
Temporäre Begrünung auch auf der Winkelriedstrasse
Von Ende April 2025 bis Ende März 2026 testet die Stadt Luzern an der Winkelriedstrasse, wie der stark genutzte Strassenraum sicherer ausgestaltet werden kann (siehe Mitteilung vom 3.12.2024). Dabei wurden nebst diversen weiteren Massnahmen acht Parkfelder temporär begrünt – auf ähnliche Weise wie sie beim Neubad geplant ist, allerdings mit einem deutlich schlankeren Aufbau. Diese noch kostengünstigere Light-Variante soll aufzeigen, ob die «Hygroskin» auch unter solch erschwerten Bedingungen funktioniert.
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Wissenschaftlicher Test mit temporärer Begrünung Medienmitteilung 16.06.2025 (PDF, 115.2 kB) | Download | 0 | Wissenschaftlicher Test mit temporärer Begrünung Medienmitteilung 16.06.2025 |