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Eine Bildergalerie des Stadtarchivs aus dem Nachlass einer einst wichtigen kulturellen Institution

Der Orchesterverein wurde 1924 von einigen Musikfreunden aus dem Reussbühler «Orchester Mignon» gegründet. Das neue Orchester begleitete Messen in der Dorfkirche, spielte an zahlreichen Fasnachts- und Vereinsanlässen und gab Sommerkonzerte. Geprobt wurde in den Lokalitäten des Reussbühler Schulhauses an der Täschmattstrasse.

Musikvereinen kam um die Jahrhundertwende eine grosse gesellschaftliche Bedeutung zu. Lange vor der Gründung der Musikschulen boten sie für Junge oftmals die einzige Möglichkeit, ein Instrument zu erlernen. Die Nachwuchsbildung gehörte denn auch schon früh zum Reussbühler Vereinsprogramm. Der erste musikalische Leiter, Lehrer Josef Husmann, unterrichtete zahlreiche Schüler im Blockflöten-, Violinen- und Klavierspiel.

Die von Rom ausgehende Debatte um die Kirchenmusik schlug sich auch in Reussbühl nieder: Der Organist und Chorleiter Anton Meyer setzte bei der Kirchenmusik ausschliesslich auf die Orgel. Von 1933 bis 1948 durfte der Orchesterverein nicht in der Kirche auftreten und beschränkte sich auf weltliche Musik. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fanden hingegen wieder zahlreiche Kirchenkonzerte statt.

Zuletzt hatte der Verein – wie viele andere auch – Mühe, Nachwuchs zu finden und löste sich im Jahr 2008 auf. Die Vereinsunterlagen wurden 2014 dem Stadtarchiv als Schenkung übergeben. Sie stehen seitdem als Teil des Privatarchiv-Bestandes der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung.

Roman Pfyffer war von 1919 bis 1932 Pfarrer in Reussbühl und gehörte zu den Initianten des Orchestervereins. In den ersten Statuten vom Juni 1924 hielt der Verein als Zweck «...die Pflege idealer Musik insbes. Kirchenmusik...» fest. Zur Feier der Vereinsgründung fand ein jährliches Konzert statt. Fünf Jahre nach der Gründung musizierte eine stattliche Anzahl Männer und Frauen im Verein, darunter einige Jugendliche. In der grossen Rezession der 1930er-Jahre engagierten sich kulturelle Vereine gemeinsam zur Unterstützung der zahlreichen Arbeitslosen in Littau. Im Theatersaal neben dem «Schönegg» – so nannten die Reussbühler ihr Zollhaus –, fanden zahlreiche, rege besuchte Konzerte statt. Die Musikschule der Gemeinde Littau wurde erst 1973 gegründet; im Vordergrund deren erster Präsident Franz Bürgisser. Die Zusammenarbeit mit dem Kirchenchor intensivierte sich in den 1970er-Jahren mit dem Chorleiter Hanspeter Rösch. Das Programm zum 50. Vereinsjubiläum illustriert auch die Vernetzung der lokalen Musikvereine, hier mit den Männerchören Reussbühl und Emmenbrücke. Im Vergleich zu den Gründungsjahren traten zuletzt deutlich weniger Musikerinnen und Musiker auf.