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23. August 2021
Durchgangsbahnhof Luzern, linkes Seeufer, Inseli, Bahnhofstrasse und Luzerner Theater: Der Bahnhof und das Gebiet rundherum werden sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten grundlegend verändern.

Noch ist vieles in den Köpfen und auf Papier. Und es wird wohl noch eine Weile dauern, bis sämtliche Aufwertungs- und Entwicklungsprojekte rund um den Bahnhof realisiert sind. Allen voran der Durchgangsbahnhof Luzern selber. Läuft es bei diesem Jahrhundertprojekt nach Plan, wird er 2040 eröffnet. Allerdings gilt es noch einige Hürden zu nehmen.

So werden der National- und Ständerat voraussichtlich 2026 über den Baukredit entscheiden. Erst dann ist gewiss, dass der 3,5 Kilometer lange Tunnel von Ebikon unter dem See hindurch, der Tiefbahnhof mit vier Gleisen sowie die unterirdische Zu- und Wegfahrt durch das Gebiet Heimbach gebaut werden können. Zurzeit erarbeitet die SBB das Vorprojekt, und die Stadt hat im Frühling eine Testplanung zu den Auswirkungen auf das Stadtzentrum durchgeführt.

Grüne Oasen poppen auf

Nicht alle Projekte zur Aufwertung der Innenstadt haben aber solch lange Planungsphasen. Es kann auch sehr schnell und unkompliziert gehen. So ermöglicht der Stadtrat auch im Sommer 2021 Pop-up-Parks auf Parkplätzen und auf leer stehenden oder kaum genutzten öffentlichen Flächen. An sieben Standorten entstehen jeweils für zwei Monate kleine Begegnungsräume und grüne Verweiloasen mitten in der Stadt. Zudem wurde Anfang Juli 2021 der Abschnitt der Waldstätterstrasse vor der Migros für den Autoverkehr gesperrt und temporär mit Sitzgelegenheiten, Pflanztrögen und Spielmöglichkeiten umgestaltet.

Kunst auf dem Dach

Eine kurzfristige Aufwertung am linken Seeufer ist das Open-Air-Atelier auf dem Bootshallendach bei der Ufschötti, das sogenannte «Apothekergärtli». In vier Marktständen können Kunstschaffende während der Sommerferien ihre Ateliers einrichten. Das «Kulturgärtli» öffnet seine Tore jeweils von 8 bis 20 Uhr. Während der Nacht wird das Areal abgeschlossen und bewacht. Denn das «Apothekergärtli» hat einen zweifelhaften Ruf. Vor allem an den Wochenenden halten sich nachts viele Personen auf dem Dach auf und stören dabei die Nachbarschaft. Die Stadt wird deshalb 2023 eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. Sie soll zeigen, wie die Zugänglichkeit und die Einsehbarkeit und somit die Sicherheit verbessert werden können.

Lebens- und Aufenthaltsqualität verbessern

Die Machbarkeitsstudie zum «Apothekergärtli» ist Teil des Entwicklungskonzepts linkes Seeufer, das im September 2021 im Grossen Stadtrat behandelt wird. Ziel des Konzepts ist, die Lebens- und Aufenthaltsqualität zu verbessern. Bis 2023 will der Stadtrat sieben Umsetzungsprojekte anpacken. Massnahmen, die kurz- und mittelfristig spürbare Verbesserungen im Quartier bringen, wurden auch von den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gewünscht, die an den Workshops und Befragungen im Rahmen des Entwicklungskonzepts teilgenommen haben.

Seeufer ökologisch aufwerten

Bereits in diesem Jahr wird mit der ökologischen Aufwertung des Seeufers und der Flachwasserzone bei den Brutinseln vor der Kantonsschule Alpenquai begonnen. 2022 sollen 28 Parkplätze auf dem technischen Sporn aufgehoben und für rund drei Jahre in Form eines Pop-up-Parks als Freiraum umgenutzt werden. Zudem wird ein Betriebs- und Gestaltungskonzept für die Tribschenstrasse erarbeitet. Ziel ist es, den Strassenraum als Lebensraum aufzuwerten und in eine Schattenachse umzugestalten.

Neuer Platz bei der Werft

Der Alpenquai soll zu einer grünen Fuss- und Veloverbindung werden. Um neue Freiräume zu schaffen und dem wertvollen Baumbestand den nötigen Raum zu geben, wird er ab 2023 teilweise stark reduziert. Beim südlichen Abgang des Werftstegs ist zudem ein neuer Platz angedacht – der «Werftplatz», ein Begegnungsort mit publikumsorientierten Erdgeschossnutzungen und Begrünung. In einer Vorstudie sollen ab 2023 mögliche Varianten aufgezeigt werden.

Parkierte Autos
Um neue Freiräume zu schaffen und dem wertvollen Baumbestand den nötigen Raum zu geben, wird der Alpenquai ab 2023 teilweise vom Autoverkehr entlastet.

Beim Inseli geht’s etwas länger

Beim Inseli hingegen dürfte es noch etwas länger gehen. 2017 hat die Luzerner Stimmbevölkerung die Initiative «Lebendiges Inseli statt Blechlawine» angenommen. Sie fordert, dass der Carparkplatz aufgehoben und die Grünanlage erweitert wird. Ursprünglich war vorgesehen, dass basierend auf dem Entwicklungskonzept für das linke Seeufer ein Projektwettbewerb für das Inseli durchgeführt wird. Die Vorbereitungsarbeiten zum Wettbewerb haben nun aber gezeigt, dass die Beibehaltung der Lozärner Määs und die Umsetzung der Initiative Anforderungen mit sich bringen, die schwierig zu vereinbaren sind. Zudem ergeben sich laufend neue Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem Jahrhundertprojekt «Durchgangsbahnhof Luzern».

Projektwettbewerb sistiert

Der Stadtrat hat deshalb entschieden, den Projektwettbewerb zu sistieren und eine Machbarkeitsstudie durchzuführen. Mit ihr werden die vielfältigen Anforderungen an den Raum Inseli vertieft überprüft und der Spielraum für Lösungen aufgezeigt. Ende 2021 entscheidet der Stadtrat über das weitere Vorgehen.

Velostation mit 1200 Plätzen

Weit fortgeschritten sind die Planungen für die neue Bahnhofstrasse. Ab 25. August 2021 liegt das Projekt öffentlich auf. Am 11. November 2021 ist es im Grossen Stadtrat traktandiert, und voraussichtlich am 13. Februar 2022 entscheiden die Stadtluzerner Stimmberechtigten über den Sonderkredit für die neue Velostation. Deren Bau kostet 17,8 Mio. Franken. Der Bund beteiligt sich mit 1,74 Mio. Franken. Hinzu kommen 1,46 Mio. Franken für den Betrieb und den Unterhalt der Station während zehn Jahren.

Zwei Jahre lang gratis parkieren

Die unterirdische Velostation soll im vorderen Bereich der Bahnhofstrasse zwischen Bahnhofplatz und Seidenhofstrasse mit einem direkten Zugang zur Bahnhofunterführung realisiert werden. Sie bietet Platz für rund 1200 Velos und kann bei Bedarf – zum Beispiel beim Bau des Durchgangsbahnhofs – mit baulichen Anpassungen auf 1500 Plätze ausgebaut werden. Die Velofahrerinnen und Velofahrer erreichen die Velostation über eine Zufahrtsrampe. Angeboten werden Doppelstockparker, Ladestationen für E-Bikes, Platz für Cargovelos und Veloanhänger, Schliessfächer und eine Werkstatt für kleine Reparaturen. In den ersten beiden Jahren ist das Abstellen der Velos gratis. Danach wird für jene Abstellplätze eine Gebühr verlangt, die sich in der Nähe des Ausgangs zur Bahnhofunterführung befinden. Für den Bau der Velostation müssen entlang der Reuss 14 Bäume versetzt oder gefällt werden. Sie werden nach Beendigung der Arbeiten durch junge Bäume ersetzt.

Visualisierung der neuen Velostation, Eingang
Eine zweite Baumreihe, ein klimafreundlicher Mergelbelag unter den Bäumen, eine separate Fahrbahn für Velofahrende und eine unterirdische Velostation prägen die neue Bahnhofstrasse.

Ankommen, verweilen, geniessen

Dank der neuen Velostation kann die steigende Nachfrage nach Veloabstellplätzen in der Bahnhofstrasse über Jahre hinaus unterirdisch abgedeckt werden. Zudem erhalten die Fussgängerinnen und Fussgänger oberirdisch viel mehr Platz. Gleichzeitig mit dem Bau der Station wird die Bahnhofstrasse umgestaltet. Sie erhält eine zweite Baumreihe mit 29 zusätzlichen Bäumen, einem klimafreundlichen Mergelbelag unter den Bäumen und mobilen Sitzgelegenheiten. Geplant ist auch eine Buvette. Dank der neuen Gestaltung erhöht sich die Lebens- und Aufenthaltsqualität deutlich – man kommt an, kann verweilen und geniessen.

Werkleitungen erneuern

Neben der Neugestaltung müssen diverse Werkleitungen erneuert werden. Zudem baut ewl (Energie Wasser Luzern) eine See-Energie-Leitung durch die vordere Bahnhofstrasse und die Seidenhofstrasse. Dadurch kann die Kleinstadt künftig mit klimafreundlicher Wärme und Kälte versorgt werden. In der Seidenhofstrasse wird das Strassenniveau auf das Niveau des Trottoirs angehoben. Zudem werden neue Bäume gepflanzt. Die neue Bahnhofstrasse und die Zufahrtsstrassen werden zu einer Begegnungszone mit Tempo 20. Sie sind weitgehend autofrei. Nur Zubringer- und Taxifahrten sind erlaubt. Die Ausfahrt aus dem Parkhaus Flora wird weiterhin über die Bahnhofstrasse erfolgen. Insgesamt wird der motorisierte Verkehr gegenüber heute noch einmal deutlich abnehmen.

Visualisierung des Platzes vor dem Theater
Auch der Theaterplatz wird neu gestaltet. Die Strasse wird auf das Niveau des Trottoirs angehoben, sodass ein grosszügiger Platz entsteht. Die Neugestaltung wird bewusst kostengünstig umgesetzt, da sie nur vorübergehend ist – so lange, bis das neue Luzerner Theater gebaut wird.

Flexibel und kostengünstig

Der Bereich vor dem Luzerner Theater wird ebenfalls neu gestaltet. Damit ein grosszügiger Platz entsteht, wird auch hier die Strasse auf das Niveau des Trottoirs angehoben. Der Platz wird mit mobilen Grünelementen und Sitzgelegenheiten möbliert, die bei Veranstaltungen einfach verschoben werden können. Die Gestaltung wird bewusst kostengünstig umgesetzt, da sie nur vorübergehend ist – so lange, bis das neue Luzerner Theater gebaut wird. Die Theaterbox bleibt vorläufig am gleichen Ort. Die Neugestaltung der Bahnhofstrasse und des Theaterplatzes sowie der Betrieb und der Unterhalt für zehn Jahre kosten 7,2 Mio. Franken. Der Bund beteiligt sich mit 2,1 Mio. Franken an den Kosten.

Die neue Bahnhofstrasse virtuell erleben

Die Stadt Luzern bietet jeweils am Dienstag, 7., 14. und 21. September 2021 Führungen an. Unter anderem kann die neue Bahnhofstrasse mithilfe von Augmented Reality virtuell erlebt werden. Die Führungen beginnen jeweils um 17.30 Uhr vor dem Luzerner Theater. Weitere Informationen sind unter www.linkesseeufer.stadtluzern.ch und www.bahnhofstrasse.stadtluzern.ch

Urs Dossenbach, Projektleiter Kommunikation

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Stadtmagazin Nr. 3/2021