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22. Februar 2021
Zum ersten Mal macht die Stadt mit einem Riesenwandbild von zwei Street-Art-Künstlern auf den Klimaschutz aufmerksam. Und zum ersten Mal ruft sie mit der Aktion «Warmer-Pulli-Winter» dazu auf, die Heizung etwas herunterzudrehen.

Das Eis der Polkappen und Gletscher schmilzt, der Meeresspiegel steigt, Überschwemmungen und Dürren häufen sich, im Gebirge bedroht Steinschlag Siedlungen. Je stärker die Folgen der vom Menschen verursachten Klimaerwärmung sichtbar werden, desto stärker wächst die Einsicht, dass der Ausstoss von Treibhausgasen gestoppt werden muss. Viel Zeit bleibt uns nicht. Gemäss dem Weltklimarat IPCC müssen die Treibhausgasemissionen bis 2050 auf netto null gesenkt werden. Nur so können gravierende Folgen abgewendet werden.

Jeder kann und soll etwas beitragen

Klimastrategien schiessen derzeit wie Pilze aus dem Boden. Ende Januar 2021 hat der Bundesrat seine Klimastrategie für die Schweiz verabschiedet. Ebenfalls noch taufrisch ist der kantonale Planungsbericht «Klima und Energie». In der Stadt Luzern hatte die Stimmbevölkerung einer vergleichbar ehrgeizigen Strategie vor zehn Jahren zugestimmt. Aktuell wird diese Strategie auf den neusten Stand gebracht. Im Frühling / Sommer kommt sie ins Parlament.

Strategien alleine helfen jedoch nicht. Sie müssen in konkretes Handeln münden. Dabei ist jede und jeder Einzelne gefordert. Diese Botschaft vermittelt die Stadt mit ihrer Kampagne «Wir leben Klimaschutz». Dazu gehören auch die beiden Projekte «Street-Art fürs Klima» und «Warmer-Pulli-Winter».

Eine schmelzende Riesenglace für die Neustadt

Anstatt wie üblich mittels Plakaten auf den Klimaschutz aufmerksam zu machen, hat die Stadt erstmals eine ganze Hauswand als Plattform finden können. Dabei handelt es sich um eine stark in die Jahre gekommene Fassade am Kauffmannweg in der Neustadt. Dort, hinter dem Asylnetzwerk «Hello Welcome», entsteht im Sommer ein 21 Meter hohes Wandgemälde. Es wird auf kreative und ungewohnte Art auf die Dringlichkeit im Bereich Klimaschutz sowie auf die städtische Kampagne aufmerksam machen.

Wandbild
Mit Kunst für den Klimawandel sensibilisieren und ein in die Jahre gekommenes Areal aufwerten: Dank dem Wandbild des Street-Art-Künstler-Duos Nevercrew ist beides möglich.

Die bekannten Street-Art-Künstler Nevercrew aus dem Tessin konnten sich in einem Wettbewerb gegen ihre Mitbewerber durchsetzen. Ihre Raketen-Glace symbolisiert einerseits den Entdeckungsdrang der Menschheit. Die alte Feuertreppe wird als Startrampe treffend ins Bild integriert. Die Rakete ist aber auch eine Glace aus Eis, welche als Folge der vom Menschen verursachten Aktivitäten schmilzt. Der Eroberungsdrang der Menschheit wird in Frage gestellt.

Die Natur stellen Nevercrew verwundbar dar, dem Menschen ausgeliefert: Die Tierwelt wird auf einen winzigen Teil des Bildes zurückgedrängt. Das Feuer am Stiel der Raketen-Glace gefährdet den letzten Lebensraum der Pinguine. Das brennende Streichholz löst den Impuls aus, die Flamme ausblasen zu wollen und konfrontiert einen mit der eigenen Verantwortung in der Klimakrise.

«Wir freuen uns schon jetzt darauf!»

Die Idee, die Wand am Kaufmannweg durch Kunst zu verschönern, stammt vom Quartierverein Hirschmatt-Neustadt. Er ist damit im Frühling 2020 an die Stadt gelangt, wo der Umweltschutz den Ball dankend aufnahm. Entsprechend glücklich ist Markus Schulthess, Co-Präsident des Quartiervereins: «Street-Art kann eine Aufwertung in einer Stadt bedeuten. Beim Wandbild von Nevercrew wird dies definitiv der Fall sein. Botschaft und Gestaltung überzeugen. Wir freuen uns schon jetzt darauf!»

Das Gebäude gehört der Katholischen Kirche Stadt Luzern. Karin Weber, Leiterin Nachhaltige Entwicklung, sagt: «Für uns sind Klima- und Umweltschutz zentrale Anliegen. Unter dem Stichwort ‹Bewahrung der Schöpfung› setzen wir uns seit Jahrzehnten dafür ein. Sehr gerne stellen wir eine Wand für dieses inspirierende Kunstwerk zur Verfügung.» Zurzeit läuft das Bewilligungsverfahren. Luzern dürfte die erste Schweizer Stadt sein, die ein Wandbild zum Thema Klimaschutz realisiert.

Alle Infos zum Street-Art-Projekt, samt spannenden Visualisierungen der anderen sechs Wettbewerbs-Teilnehmenden, finden sich auf www.wir-leben-klimaschutz.ch

Mitmachen beim «Warmen-Pulli-Winter»

Kaum zu glauben: Wenn wir alle unsere Wohnungen und Büros nur um ein Grad weniger heizen, reduzieren wir den CO2 -Ausstoss um 6 Prozent. 50 Fässer Öl würden weniger verbraucht – an einem einzigen Tag, nur in der Stadt Luzern! Minimaler Aufwand für die Bevölkerung, maximaler Ertrag für das Klima. Zudem lassen sich so Heizkosten sparen, und für die Gesundheit ist’s auch gut. Deshalb hat die Stadt kürzlich zum «Warmen-Pulli-Winter» aufgerufen: Pulli oder Strickjacke an, Heizung ein bisschen runter, und schon profitieren alle. Aufs Jahr hochgerechnet, würden so in der Stadt 4,1 Mio. Kilogramm CO2 weniger die Umwelt belasten. Stadtpräsident Beat Züsli appelliert: «Ein warmer Pulli – eine sehr einfache Massnahme mit grosser Wirkung. Machen Sie auch mit!

Wer hat’s erfunden?

Die Idee stammt übrigens aus den Niederlanden. Dort stellt der «Warme-Pulli-Tag» seit 2007 die grösste Klimaschutzaktion dar. Etwa 200’000 Personen nehmen im Schnitt teil. Viele andere Städte in Europa ziehen auch mit. In der Schweiz ist Luzern die erste Stadt, die die Aktion für sich adaptiert hat. Packen wir’s an!

Pulli
Heizung etwas runter, Pulli an – und schon maximiert sich der Profit für die Umwelt und fürs eigene Portemonnaie. Plakat aus der Kampagne: www.wir-leben-klimaschutz.ch

Luca Wolf
Projektleiter Kommunikation

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