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10. Mai 2021
Die Stadt Luzern will digital wegweisend werden. Deshalb ist in der Stadtverwaltung immer häufiger zu hören: «Wir haben ein digitales Projekt und starten mal mit einem Pilotversuch.» Profitieren sollen die Luzernerinnen und Luzerner.

Simon Rimle, Leiter Kommunikation

Die Strategie Digitale Schweiz des Bundes will erreichen, dass alle Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz von den Vorteilen der digitalen Transformation profitieren können. Neben der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Politik müssen insbesondere auch Bund, Kantone und Gemeinden den Wandel vorantreiben.

Mit der Genehmigung der Digitalstrategie hat der Grosse Stadtrat im Mai 2019 den Grundstein gelegt: Die Stadt Luzern soll eine wegweisende Stadt werden beim digitalen Angebot und dessen Entwicklung. Mit Dienstleistungen vom elektronischen Baugesuch über den Umzug per Mausklick oder digitale Bezahlung der Parkgebühr. Aber auch mit Angeboten, die uns helfen, unsere Ressourcen effizienter zu nutzen: beispielsweise durch das Teilen von Gegenständen, von Wissen oder von Zeit.

Die digitale Transformation und die Erleichterungen, die sie bringt, fallen uns aber nicht einfach in den Schoss. Es braucht ein gezieltes strategisches Vorgehen, und vor allem braucht es erste Zeichen, Zeichen des Aufbruchs. Und deshalb braucht es Pilotprojekte.

Smart City
Dank der intelligenten Ampel konnte die durchschnittliche Wartezeit an der Kreuzung zur Werkhofstrasse um 38 Prozent reduziert werden.

Versuche im Kleinen

Aber was ist ein Pilot? Der Begriff kommt vom Flugzeugpiloten. Wie ein Lotse lenkt er das Flugzeug und bringt es geschickt an sein Ziel, wobei das Bewältigen von Turbulenzen durchaus dazugehört.

Bei Pilotprojekten geht es um das Durchführen und Steuern eines Versuchs im Kleinen, um zu schauen, ob es sich auch für Grösseres lohnt. Durch ein Pilotprojekt können so Erkenntnisse über Kosten, Verbesserungsbedarf, Akzeptanz und einiges mehr gewonnen werden, bevor das eigentliche Projekt startet. Es braucht Mut, etwas Neues auszuprobieren. Die Bereitschaft dazu ist in der Stadt Luzern vermehrt spürbar, wie die hier präsentierten Pilotprojekte zeigen.

Dialog Luzern – die Mitwirkungsplattform

Am 12. März 2021 hat die Stadt Luzern unter www.dialogluzern.ch eine neue Internetplattform lanciert. Sie soll sich mit der Zeit zu einer vielfältigen und beliebten Partizipationsplattform der Stadt Luzern und ihrer Nachbargemeinden weiterentwickeln. Dialog Luzern bietet den vielen aktiven Organisationen in und um Luzern viele Möglichkeiten, um sich noch besser mit den Einwohnerinnen und Einwohnern über ihre Ideen auszutauschen und das Engagement jeder und jedes Einzelnen zu fördern.

Mit Stand von Ende April 2021 hat Dialog Luzern 172 registrierte Teilnehmende und über 3100 Besucherinnen und Besucher. 13 Organisationen nutzen die Plattform bereits aktiv, und 18 weitere werden mit Dialog Luzern vertraut gemacht. Besonders erfreulich ist, dass die Besucherinnen und Besucher durchschnittlich rund vier Minuten auf der Plattform verbringen. Das zeigt, dass die Inhalte ankommen.

Dialog Luzern

Digitale Kontakte mit dem Zivilstandsamt

Lange verlief der Kontakt zum Regionalen Zivilstandsamt über die klassischen Kanäle wie Telefon, Onlineformular oder Schalter. Alleine per Telefon melden sich jährlich über 25’000 Bürgerinnen und Bürger. Im Rahmen eines Pilotprojekts können sie aktuell via Computer oder Smartphone mit den Mitarbeitenden kommunizieren. Dazu gibt es auf www.zivilstandsamt.stlu.ch drei Varianten: den Livechat (Textbotschaften), den Call (Onlinetelefonie) oder den Videocall (Onlinevideo). Die Testphase dauert bis Ende Mai 2021.

Es ist überraschend, festzustellen, dass die Videocall-Funktion nur selten benutzt wird. Dafür ist der Livechat umso beliebter, wobei dieser Austausch erstaunlicherweise ziemlich lange dauern kann, bis mit dem schriftlichen Hin und Her alles geklärt ist. Deutlich erkennbar ist bereits jetzt: Die neuen digitalen Möglichkeiten werden genutzt.

Smart City

Überschwemmungen verstehen

Die Stadt Luzern ist immer wieder von Hochwassern und Überschwemmungen betroffen. Erst letzten Sommer löste zum Beispiel der Gerlisbergbach Überschwemmungen im Würzenbachquartier aus. Genau zu wissen, woher das Wasser stammt, ist entscheidend: Dank dieses Wissens können Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung getroffen werden. Die sich überlagernden Prozesse der Wasserzu- und Wasserabflüsse zu modellieren, ist jedoch selbst für moderne Computerprogramme eine hochkomplexe Angelegenheit.

Ein Informatik-Start-up-Unternehmen hat deshalb mithilfe von künstlicher Intelligenz für die Stadt Luzern die Überschwemmungsdynamik am Gerlisbergbach und beim Brüelkreisel analysiert. Diese Analyse ist eine von vielen Grundlagen, die von der Stadt Luzern zusammen mit dem Kanton ausgewertet werden, um das Würzenbachquartier besser vor Hochwasser zu schützen.

Smart City
Mit Computersimulationen soll die Überschwemmungsdynamik analysiert und in der Folge das Würzenbachquartier besser vor Hochwasser geschützt werden.

Smart Citizen – der Mensch im Zentrum

20 Partnerinnen und Partner der öffentlichen Hand sowie aus privaten Unternehmen und weiteren Organisationen treiben die Entwicklung von Smart-Citizen-Dienstleistungen voran. 231 Privatpersonen sowie 21 Expertinnen und Experten lieferten wertvolle Informationen zu ihren Bedürfnissen bei Digitalisierung, Nachhaltigkeit, digitaler Ethik und Datensicherheit. Der nun im Rahmen einer Trendstudie vorgestellte Ansatz stellt die Einwohnerinnen und Einwohner ins Zentrum. Die Stadt Luzern war von Anfang an als Partnerin dabei. Die Studie ist abrufbar unter: www.ccsmartcitizen.ch.

Gelebter Austausch

Ein konkretes Beispielfür einen konstruktiven Austausch im Sinne von Smart Citizen ist die Partizipationsplattform Dialog Luzern (siehe S. 14). Die Grundlage dafür ist die Open-Source-Software decidim.org, die in Barcelona ihren Ursprung hat und mittlerweile international erfolgreich eingesetzt wird. Neben Smart Cities wie New York oder Helsinki arbeiten auch erste Schweizer Städte an Projekten mit Decidim. Die Stadt Luzern ist seit Ende März ebenfalls aktiv mit dabei.

Regionale Vernetzung

Dieser Austausch ist aber nicht nur schweizweit oder international von grosser Wichtigkeit, sondern insbesondere auch in der Region. Die Stadt Luzern will für die Weiterentwicklung der Digitalstrategie gemeinsam mit den umliegenden Gemeinden, den heimischen Unternehmen, der Wissenschaft und vielen mehr agieren.

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Stadtmagazin 2/2021