Die ehemalige politische Gemeinde Littau hatte kurz vor der Fusion mit der Stadt Luzern im Jahr 2009 den Bau einer Umfahrung des Bahnübergangs am Bahnhof Littau beschlossen. Damit sollten die Cheerstrasse entlastet und Rückstaus an der Bahnschranke vermieden werden. Im Rahmen der Projektierungsarbeiten wurde das Projekt mehrfach angepasst, um den veränderten Bedingungen gerecht zu werden. Trotz Bemühungen zur Kostenoptimierung beschloss der Grosse Stadtrat im Juni 2021, das Projekt «Erweiterung Cheerstrasse» nicht weiter zu verfolgen, da die politische Unterstützung aufgrund der Kostensteigerungen nicht mehr vorhanden war.
Gleichzeitig wurden im Grossen Stadtrat drei Motionen eingereicht, mit welchen alternative Massnahmen zur Verbesserung der Verkehrsqualität und zur Quartieraufwertung gefordert wurden. Mit der Überweisung der Motionen wurde ein Entwicklungskonzept für das Umfeld des Bahnhofs Littau gestartet. Ziel war es, nicht nur die verkehrlichen Herausforderungen am Bahnübergang Littau anzugehen, sondern auch die städtebauliche Entwicklung des Gebiets und die Aufwertung öffentlicher Räume zu berücksichtigen. In einem partizipativen Verfahren mit einer Begleitgruppe aus dem Quartier wurde ein Zukunftsbild entwickelt, und es wurden 14 konkrete Massnahmen in den Bereichen Freiraum, Stadtentwicklung und Verkehr definiert. Dieses Entwicklungskonzept wurde im Oktober 2023 durch den Grossen Stadtrat beschlossen. Die darin enthaltenen Massnahmen befinden sich teilweise bereits in Planung.
Die verkehrliche Lösung aus dem Entwicklungskonzept sieht kürzere Schrankenschliesszeiten und eine Lichtsignalanlage an der Kreuzung Thorenbergstrasse/Cheerstrasse vor. Diese sorgt dafür, dass der Verkehr rund um den Bahnhof sicher und mit weniger Rückstau abgewickelt werden kann. Von den deutlich kürzeren Schrankenschliesszeiten können die Verkehrsteilnehmenden bereits ab 2025 profitieren, da diese im Zuge der SBB-Bauarbeiten am Bahnhof Littau umgesetzt werden. Zudem kann die Verkehrssicherheit für den Fussverkehr und den Schulweg durch eine Verbreiterung des Trottoirs im Bereich des Bahnübergangs auf 2.5 Meter mit einfachen Mitteln deutlich verbessert werden.
Trotz Abbruch des Projekts «Erweiterung Cheerstrasse» wurden im Entwicklungskonzept «Umfeld Bahnhof Littau» alternative Linienführungen für eine Umfahrung erarbeitet, mit dem alten Projekt verglichen und einer umfassenden Beurteilung unterzogen. Es zeigte sich, dass nicht nur das alte Projekt, sondern auch alle weiteren denkbaren Varianten einer Umfahrungsstrasse neben hohen Kosten auch grosse Eingriffe in die Landschaft und Verkehrsverlagerungen in andere Quartiere zur Folge hätten. Auch in der Beurteilung der Zweckmässigkeit weisen alle Umfahrungsvarianten ein schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis auf. Vor diesem Hintergrund will der Stadtrat weiterhin definitiv auf den Bau einer Umfahrungsstrasse verzichten.
In seiner Stellungnahme zur Initiative «Cheerstrasse jetzt!» zeigt der Stadtrat den Stand der Massnahmen aus dem Entwicklungskonzept auf. Die Initiative «Cheerstrasse jetzt!» hat auch negative Folgen auf einzelne Schlüsselmassnahmen des Entwicklungskonzeptes, da sie wichtige Rahmenbedingungen in Frage stellt und so eine zielgerichtete Planung erschwert und verzögert. Beispielsweise mussten die Planung der Lichtsignalsteuerung am Knoten Cheerstrasse/Thorenbergstrasse zeitlich verschoben oder die Planungen für einen Bushof Littau mit grösseren Unsicherheiten und Mehraufwand weitergetrieben werden.
Weiter zeigt der Stadtrat im Bericht und Antrag auf, welche Konsequenzen die Umsetzung der Initiative hätte. Diese ist so formuliert, dass gemäss Initiativtext eine neue Umfahrungsstrasse ausschliesslich für den Auto-Durchgangsverkehr erstellt werden soll. Massnahmen für den öffentlichen Verkehr, den Veloverkehr und den Fussverkehr wären unabhängig vom Bau der Strasse zu budgetierten und umzusetzen. Diese Separation widerspricht den geltenden Finanzierungs- und Planungsrichtlinien ebenso wie den städtischen Mobilitätszielen. Bei der Annahme der Initiative wäre es nicht möglich, ein ausgewogenes Projekt für alle Mobilitätsformen zu erarbeiten, da sich die Stadt auf die Umsetzung eines reinen Autoprojekts konzentrieren und die Planung einer neuen Umfahrungsstrasse ohne Massnahmen für den Fuss-, Velo- und öffentlichen Verkehr anstossen müsste.
Aus den genannten Gründen lehnt der Stadtrat die Initiative «Cheerstrasse jetzt!» ab. Dem Stadtrat ist es wichtig, die Initiative zeitnah zur Abstimmung zu bringen. Damit können wieder klare Rahmenbedingungen geschaffen werden und die verschiedenen geplanten Massnahmen rund um den Bahnhof Littau und im Gebiet Littauerboden vorangetrieben werden. Vorbehältlich der parlamentarischen Debatte wird die Volksabstimmung zur Initiative voraussichtlich im Februar 2025 stattfinden.
Link:
Bericht und Antrag 29/2024: «Initiative ‹Cheerstrasse jetzt!›»
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Initiative Cheerstrasse jetzt Medienmitteilung 20.08.2024 (PDF, 19.25 kB) | Download | 0 | Initiative Cheerstrasse jetzt Medienmitteilung 20.08.2024 |