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15. September 2022
Ende dieses Jahres läuft das Pilotprojekt «Gutscheine für selbstbestimmtes Wohnen» aus. Gemäss einer externen Evaluation konnten alle Ziele erreicht werden. Nun möchte der Stadtrat das Gutscheinsystem ab 2023 definitiv einführen. Am 27. Oktober 2022 entscheidet das Stadtparlament über den entsprechenden Bericht und Antrag des Stadtrates.

Die grosse Mehrheit der älteren Menschen möchte solange wie möglich zuhause selbstbestimmt wohnen können. Ein Eintritt in ein Heim soll möglichst hinausgezögert werden. Durch einen verhinderten oder verzögerten Heimeintritt können auch erhebliche Kosten eingespart werden – sowohl für die Betroffenen als auch für die öffentliche Hand. Im Rahmen seiner Altersstrategie hat der Stadtrat im Jahr 2018 die Anlaufstelle Alter geschaffen. Diese unterstützt und berät ältere Menschen und ihre Angehörigen neutral und unabhängig. Als schweizweit neues Instrument hat zudem die Stadt Luzern im Oktober 2018 das bis Ende 2022 dauernde Pilotprojekt «Gutscheine für selbstbestimmtes Wohnen» gestartet.

Die drei Hauptziele des Gutscheinprojekts sind:

  • Die Lebensqualität der betroffenen Personen wird erhöht und damit ein unerwünschter Eintritt in eine stationäre Einrichtung verzögert.
  • Es wird verhindert, dass Personen nur aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen in eine stationäre Einrichtung eintreten müssen.
  • Pflegende Angehörige werden besser entlastet.

Zahlen und Fakten aus dem Evaluationsbericht

Der Stadtrat hat die Wirksamkeit des Pilotprojekts durch Interface Politikstudien evaluieren lassen. Die Evaluation bezieht sich auf die Zeit von Oktober 2018 bis Ende 2021. An dieser Stelle bedankt sich der Stadtrat bei der Age-Stiftung und der Beisheim Stiftung für die Finanzierung der Begleitevaluation.

Hier die wichtigsten Zahlen und Fakten aus dem Evaluationsbericht:

  • Über periodisch an ganze Jahrgänge versandte Briefe und andere Kanäle konnten im untersuchten Zeitraum 1'543 Erstkontakte zu Betroffenen hergestellt werden.
  • Daraus sind 418 Hausbesuche, 172 Beratungen bei der Anlaufstelle Alter und 71 telefonische Beratungen entstanden (Total 661 Beratungen).
  • Aus diesen Kontakten haben sich 191 Fälle mit Gutscheinen für selbstbestimmtes Wohnen ergeben.
  • Diese 191 Gutscheine hatten einen Gesamtwert von 208'000 Franken.
  • Davon profitiert haben 163 Personen plus deren Angehörige.
  • Die Höhe der gesprochenen Einzelbeiträge pro Person variierte zwischen 30 und 3'170 Franken.

Die Verwendung der Gutscheine kann in vier Kategorien unterteilt werden:

  • 46 Prozent der Gutscheine wurden dafür eingesetzt, die Lebensqualität zu erhalten oder zu steigern. Dies etwa mit Beiträgen an Taxifahrten, Fahrdienste, Freizeitaktivitäten oder Mittagessen in Restaurants oder Heimen. Dem zugrunde liegt die Erkenntnis, dass eine gute psychische Gesundheit mit regelmässigen sozialen Kontakten auch positive Auswirkungen auf das körperliche Wohlbefinden hat.
  • 21 Prozent der Beiträge betreffen den Bereich «Unterstützung im Haushalt und Verbesserung der Infrastruktur im Wohnbereich». Dazu gehören zum Beispiel Beiträge an eine Haushilfe, für Anpassungen an die Wohnungseinrichtung, an neue Möbel oder an eine externe administrative Unterstützung.
  • Ebenfalls 21 Prozent beträgt der Anteil von Gutscheinen im Bereich Entlastung Angehörige. Hier wurden unter anderem Beiträge an Tagesbetreuungsangebote für Menschen mit Demenz ausgerichtet. Auch für weitere Entlastungsangebote sowie Fahrdienste wurden Gutscheine gesprochen.
  • 12 Prozent der Gutscheine wurden im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention gesprochen. Dazu gehören Beiträge an Therapien, Hallenbadeintritte oder Schuheinlagen.

Alle Ziele erreicht

Das Fazit der Evaluation ist klar: Die Zielgruppen wurden erreicht, mit den Gutscheinen konnte die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden, betreuende und pflegende Angehörige wurden entlastet und insbesondere das unbürokratische System hat sich bewährt. Auch Kosten und Nutzen des Gutscheinsystems stehen in einem günstigen Verhältnis. Ein Aufenthalt in einem Heim führt bei der Stadt Luzern für eine Person mit Ergänzungsleistungen bei gleichbleibendem Pflegebedarf zu Mehrkosten von durchschnittlich Fr. 1'750.– pro Monat. Plausibilitätsberechnungen haben gezeigt: Wenn es gelingt, den Heimeintritt von 12 Personen um ein Jahr – oder von etwa 45 Personen um drei Monate ­– hinauszuzögern, spart die Stadt Luzern alleine bei den Ergänzungsleistungen mehr Geld, als sie für das Gutscheinsystem pro Jahr ausgibt.

Die Ergebnisse sind in den nun vorliegenden Bericht und Antrag «Gutscheine für selbstbestimmtes Wohnen – Evaluation und Weiterführung» geflossen. Demnach ist auch für den Stadtrat unbestritten: Mit den Gutscheinen hat die Anlaufstelle Alter ein wirksames Instrument in der Hand, um älteren Menschen bei Bedarf zielgerecht schnell und unbürokratisch Kostengutsprachen für unterstützende Massnahmen zu sprechen. Damit können Lücken im aktuellen Unterstützungssystem gestopft und Schwächen ausgeglichen werden. Diese Unterstützungs­massnahmen sind kein Ersatz, aber eine flexible, bedarfsgerechte und wirkungsvolle Ergänzung zu den bestehenden Fördermitteln im Altersbereich. Von besonderer Bedeutung ist auch die mit den Gutscheinen erreichte Entlastung von pflegenden und betreuenden Angehörigen. Denn diese leisten nach wie vor den grössten Beitrag, damit auch hochaltrige Menschen in ihrer gewohnten Umgebung wohnen bleiben können.

Stadtparlament entscheidet Ende Oktober

Mit dem vorliegenden Bericht beantragt der Stadtrat die definitive Einführung des Pilotprojekts ab 1. Januar 2023. Mit dem beantragten Sonderkredit werden jährliche Kosten von 150'000 Franken für die Weiterführung des Gutscheinsystems beantragt. In der Finanzplanung 2023 bis 2026 sind diese Kosten bereits berücksichtigt.

Das Stadtparlament wird an seiner Sitzung vom 27. Oktober 2022 über die definitive Einführung entscheiden.

Link: 
Bericht und Antrag 22  «Gutscheine für selbstbestimmtes Wohnen. Evaluation und Weiterführung»

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