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31. August 2022
Seit einigen Monaten zeigt sich in den Luzerner Beratungsstellen eine Zunahme an psychischen Belastungen und Suizidalität bei Jugendlichen. Am öffentlichen Anlass der Stadt Luzern «Jugend heute – verletzt, verstimmt, verloren?» von gestern, Dienstag, 30. August 2022, wurde diese Thematik diskutiert. Dr. med. Oliver Bilke-Hentsch von der Luzerner Psychiatrie AG sowie Mitglieder der städtischen Fachgruppe Früherkennung vermittelten Eltern und Bezugspersonen wichtige Informationen und Anregungen.

Im Verlauf der vergangenen Monate meldeten kinder- und jugendpsychiatrische Einrichtungen sowie vorgelagerte Stellen einen starken Anstieg von Meldungen zu akuten psychischen Problemen bei Jugendlichen. Perspektivlosigkeit und Suizidalität stehen dabei vermehrt im Fokus. Die Ursachen für den Anstieg sind vielfältig. Zwar hat sich die Corona-Pandemie beruhigt, jedoch müssen Jugendliche weiterhin wichtige Entwicklungsschritte bewältigen. Zudem wirken sich auch gesellschaftliche Anforderungen und aktuelle Geschehnisse wie der Ukraine-Krieg und die Klimakrise auf die Psyche von jungen Erwachsenen aus. Die Fachgruppe Früherkennung der Stadt Luzern hat mit der gestrigen Veranstaltung im Neubad auf diese Entwicklung aufmerksam gemacht. Ziel war es, Eltern und Bezugspersonen zu sensibilisieren und ihnen Unterstützungsangebote aufzuzeigen. Rund 65 Personen nahmen teil.

Was Jugendliche brauchen

Am Anlass erklärten Fachpersonen, was Jugendliche für eine gesunde Entwicklung benötigen und wie Eltern und Bezugspersonen sie dabei gut begleiten können. Die Einigkeit war gross: Um die vielfältigen Anforderungen bewältigen zu können, brauchen Jugendliche Sicherheit, Struktur und konstante Stützen. Besonders Eltern und enge Bezugspersonen übernehmen dabei eine wichtige Funktion. Die Grundbedürfnisse der Jugend bleiben dieselben, auch wenn ihre Anliegen und Sorgen inhaltlich verschieden sind.

In einigen Fällen ist jedoch auch medizinische Unterstützung nötig. Dr. med. Oliver Bilke-Hentsch ist Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienste der Luzerner Psychiatrie AG. Er erläuterte, worauf Bezugspersonen besonders achten sollten. Oft fragen sie sich: «Wann mache ich mir eigentlich wirklich Sorgen? Wenn mein Kind laut und aggressiv ist? Oder wenn es immer stiller wird?» Hierzu sagte Oliver Bilke-Hentsch, dass es wichtig sei, nicht abzuwarten. Eltern und Bezugspersonen sollten das Kind frühzeitig auf ihre Sorgen ansprechen, um nicht wertvolle Zeit zu verlieren. 

Christina Reusser ist Co-Leitende der Fachgruppe Früherkennung Stadt Luzern. Sie mahnte: «Der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen muss dringend mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Entlastende Massnahmen müssen ergriffen und umgesetzt werden.»

Tipps für Eltern und Bezugspersonen

  • Achten Sie auf Anzeichen: Stellen Sie bei Ihrem Kind eine plötzliche Veränderung fest, dann sprechen Sie dies an. Dies können etwa sinkende Leistungen, erhöhte Reizbarkeit, Rückzugsverhalten, verändertes Essverhalten, Antriebslosigkeit oder die Vernachlässigung von Hobbys und Freunden sein. Dauert eine solche Phase länger als zwei Wochen, holen Sie sich Unterstützung.
  • Schaffen Sie einen sicheren Hafen: Jugendliche sollten ihre eigenen Erfahrungen machen dürfen, sich aber zugleich zuhause sicher und geborgen fühlen und dabei geregelte Strukturen wiederfinden.
  • Schauen Sie zu sich selbst: Auch Eltern und Bezugspersonen können nicht immer alles problemlos bewältigen. Sind Sie mit der Situation überfordert, so holen Sie sich Hilfe und tauschen Sie sich mit anderen Eltern und Bezugspersonen aus.

Die Stadt Luzern bietet Unterstützung

Die Abteilung Kinder Jugend Familie der Stadt Luzern ist Kompetenzzentrum und Anlaufstelle für sämtliche Anliegen rund um die Thematik Familie. Sie bietet Kindern, Jugendlichen und Familien ein umfangreiches, unentgeltliches Unterstützungsangebot zur Alltagsbewältigung an. Sie leistet individuelle Hilfe in Krisen oder Notlagen. Wo angezeigt, findet eine Vermittlung an weitere geeignete Fachstellen wie etwa die Kinder- und Jugendpsychiatrie statt. Weitere Infos unter www.kjf.stadtluzern.ch.

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Veranstaltung Jugend heute Medienmitteilung 31.08.2022 Download 0 Veranstaltung Jugend heute Medienmitteilung 31.08.2022
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