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23. August 2016
Die Stadt Luzern steht bei der Entwicklung der Sozialhilfe gut da. Die Sozialhilfequote blieb letztes Jahr mit 3,5 Prozent stabil. Im nationalen Vergleich liegt Luzern damit im Mittelfeld. Das zeigen die neusten Kennzahlen der Städteinitiative Sozialpolitik. Grosse Herausforderungen bleiben eine lange Unterstützungsdauer und die Kosten in den Bereichen Asyl und Flüchtlinge.
Die Sozialen Dienste der Stadt Luzern haben im letzten Jahr 2859 Menschen mit wirtschaftlicher und persönlicher Sozialhilfe unterstützt. Das sind 58 Personen mehr als im Vorjahr. Die Sozialhilfequote blieb mit 3,5 Prozent unverändert. Grund dafür ist das Wachstum der Bevölkerung, welches in der gleichen Periode wesentlich stärker ausfiel als dasjenige der Anzahl unterstützten Personen. Luzern zählte 2015 rund 560 Einwohnerinnen und Einwohner mehr als im Vorjahr.

Im Städtevergleich liegt Luzern mit der aktuellen Quote im Mittelfeld. Grosse Städte wie Zürich, Basel und Bern weisen eine Sozialhilfequote von mehr als 4 Prozent aus. Die Stadt St. Gallen, die punkto Wohnbevölkerung mit Luzern vergleichbar ist, hat eine Quote von 4,2 Prozent.

Luzern entgegen des Trends
Die vorliegenden Zahlen stammen aus dem jährlichen Kennzahlenbericht der Städteinitiative Sozialpolitik und der Berner Fachhochschule, welcher heute veröffentlicht wird. Die Städteinitiative vertritt die sozialpolitischen Interessen von rund 60 Schweizer Städten. Der Bericht zeigt, dass mittelgrosse Städte steigende Sozialhilfequoten verzeichnen. Diesem Trend konnte sich Luzern im Berichtsjahr ein Stück weit entziehen.

Auch bei der Fallzahl kann Luzern tiefere Werte vorlegen als andere vergleichbare Städte wie St. Gallen. Die Sozialen Dienste der Stadt Luzern haben letztes Jahr 1915 Fälle bearbeitet. Damit beinhaltet ein Sozialhilfedossier im Schnitt 1,49 Personen. Erfreulich dabei ist, dass die Zahl der neuen zusätzlichen Sozialhilfe-Fälle nicht weiter zunehmen. Ob die Stabilität anhalten wird, können die Sozialen Dienste indes nicht abschätzen. Von einer Trendwende kann deshalb nicht gesprochen werden.

Trotzdem ist die Gesamtzahl der Fälle im letzten Jahr leicht (um 65) gestiegen. Der Grund liegt in einer längeren Bezugsdauer. „Die betroffenen Menschen bleiben länger in der Sozialhilfe“, sagt Stefan Liembd, Leiter der Sozialen Dienste der Stadt Luzern den Anstieg. Aktuell beträgt die Unterstützungsdauer pro Fall im Mittel 27 Monate; 2010 waren es 20 Monate. Damit steht die Stadt Luzern im nationalen Vergleich gut da. Die mittlere Bezugsdauer über alle Städte beträgt 42 Monate.

Stefan Liembd führt den Anstieg auch auf Strukturprobleme der Gesellschaft zurück. „Die Sozialhilfe wird immer mehr zum Auffangbecken“, sagt er. Wegen der rasanten Veränderung der Schweizer Wirtschaft haben es Menschen mit geringer Berufsbildung und Langzeitarbeits-lose immer schwieriger auf dem Arbeitsplatz. Auch Menschen, die unter Gesundheitsbeeinträchtigungen leiden aber keine IV erhalten, bekunden Mühe, Arbeit zu finden.

Um einer steigenden Zahl von Langzeitfällen entgegenzuwirken und den betroffenen Menschen zu helfen, früher aus der Sozialhilfe zu kommen, hat die Stadt Luzern verschiedene Projekte lanciert. Zum Beispiel die Programme Fit und Refit. Sozialhilfebezüger bekommen hier die Gelegenheit, durch temporäre Stellen bei der Stadtverwaltung in den Arbeitsmarkt zurückzufinden. Die Stadt prüft zudem die Mitarbeit im Projekt Optima. Es soll die Zusammenarbeit der RAV, der IV und der Sozialdienste der Gemeinden bei der Integration im Arbeitsmarkt verbessern.

Kanton soll die Stadt miteinbeziehen
Neben der langen Bezugsdauer bleiben die Kosten in den Bereichen Asyl und Flüchtlinge in der Sozialhilfe eine Herausforderung. Die Stadt Luzern hat dieses Jahr 16 neue Falldossiers von anerkannten Flüchtlingen und vorläufig aufgenommenen Personen vom Kanton Luzern übernommen. Im nächsten Jahr kommen 21 Falldossiers dazu. Die Sozialhilfe der Wohnsitz-gemeinde kommt für anerkannte Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen auf, die länger als zehn Jahre in der Schweiz leben. In den ersten zehn Jahren liegt die Zuständigkeit beim Kanton. Weil die Schutzquote von Asylsuchenden in der Schweiz aktuell sehr hoch ist, wird die Anzahl neuer Falldossiers in den nächsten Jahren weiter steigen. Eine Aufgabe wird es sein, diese Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

„Die Stadt Luzern ist gut aufgestellt, um diese Herausforderungen zu schaffen“, sagt Sozialdirektor Martin Merki. Luzern sei eine solidarische Stadt und wolle dies bleiben. „Eine Aufgabe wird es sein, die Menschen mit Migrationshintergrund im Arbeitsmarkt zu integrieren“, sagt Merki weiter. Hier plädiert er an den Kanton: „Wir erwarten vom Kanton, dass er die Stadt bei der strategischen Planung der Arbeitsintegration von Flüchtlingen und vorläufig aufgenommenen Personen miteinbezieht.“ Die Integration dieser Personen sei eine Verbundaufgabe.
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