Im Detail
Nahezu alle Jugendlichen besitzen ein Smartphone und verbringen viel Zeit in virtuellen Räumen, insbesondere auf Plattformen wie Instagram, TikTok, Snapchat oder WhatsApp. Cybermobbing, Cyber-grooming, problematische Mediennutzung oder der Kontakt mit radikalen Inhalten sind daher zu realen Gefährdungen für das Kindeswohl geworden. So zeigt die aktuelle Kriminalstatistik über digitale Kriminalität, dass über 85 Prozent der Betroffenen von Cybersexualdelikten unter 20 Jahre alt sind. «Viele Risiken sind nicht sichtbar. In die digitalisierten Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen müssen wir eingeladen werden», betont Prof. Dr. Rahel Heeg, Co-Leiterin des Instituts Kinder- und Jugendhilfe an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. Der Schutz im digitalen Raum sei eine gemeinsame Aufgabe von Fachpersonen, Institutionen und Gesellschaft.
Fachlicher Austausch und Impulse aus der Praxis
Die halbtägige Veranstaltung mit dem Titel «Digital verwundbar – Kindeswohlgefährdungen im Netz erkennen und handeln» brachte rund 170 Fachpersonen aus Sozialer Arbeit, Bildung, Kindesschutz und verwandten Bereichen zusammen. Im Zentrum stand die Frage, wie Kinder und Jugendliche im digitalen Raum begleitet und geschützt werden können. «Es ist heute nicht mehr die Frage, ob Soziale Arbeit digitale Medien nutzt, sondern wie Professionalität in einer Kultur der Digitalität weiterentwickelt wird», erklärt Prof. Dr. Olivier Steiner von der FHNW in seinem Referat. Die Fachpersonen stimmten Steiner zu: Verbote allein greifen zu kurz, entscheidend sei die aktive Unterstützung von Kindern und Jugendlichen im Umgang mit digitalen Medien.
Es ist Zeit, Verantwortung zu übernehmen
In einer abschliessenden Podiumsdiskussion diskutierten Heeg und Steiner mit Angela Marfurt, Präsidentin Kindes- und Erwachsenenschutz Stadt Luzern, und Anja Meinetsberger, Leiterin Jugend- und Familienberatung Contact Luzern, konkrete Herausforderungen aus der Praxis. Über 7 Prozent der 15- bis 19-Jährigen zeigen laut Suchtmonitoring Schweiz eine problematische Internetnutzung. Künstliche Intelligenz erschwert zusätzlich den Schutz, etwa durch Deepfakes oder algorithmisch gesteuerte Inhalte. Jugendliche geraten vermehrt in Kontakt mit Falschinformationen oder teilen problematische Inhalte, ohne sich den Folgen bewusst zu sein. Es wurde deutlich: Es braucht verstärkte Sensibilisierung, klare Abklärungen bei Verdachtsfällen sowie eine enge Zusammenarbeit über Fachgrenzen hinweg. «Kinderschutz endet nicht an der Bildschirmkante. Wir müssen die digitale Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen ernst nehmen – mit Wissen, Haltung und konkretem Handeln», erläutert Christina Reusser, Bereichsleiterin Kinder- und Jugendhilfe. Die Fachtagung bot dazu fundierte Einblicke und konkrete Impulse für eine zeitgemässe Kinder- und Jugendhilfe, die auch im digitalen Raum Verantwortung übernimmt.
Die Stadt Luzern bietet Unterstützung
Die Abteilung Kinder Jugend Familie der Stadt Luzern ist das städtische Fachzentrum für Kinder-, Jugend- und Familienfragen. Sie bietet ein umfangreiches, kostenloses Unterstützungsangebot zur Alltagsbewältigung an und leistet individuelle Hilfe in Krisen oder Notlagen. Bei Bedarf erfolgt eine Vermittlung an weitere geeignete Fachstellen wie etwa die Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.kjf.stadtluzern.ch/.
Quellen
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Fachtagung KJF Medienmitteilung 24.06.2025 (PDF, 138.17 kB) | Download | 0 | Fachtagung KJF Medienmitteilung 24.06.2025 |