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Für viele Luzernerinnen und Luzerner ist 2021 ein trauriges Jahr: Die Luzerner Fasnacht findet nicht statt. Als kleinen Trost bietet das Luzerner Stadtarchiv allen enttäuschten Fasnächtlerinnen und Fasnächtlern Einblick ins bilderreiche Privatarchiv der Fidelitas Lucernensis, einer rüüdig treuen Herrengesellschaft.

Die Gesellschaft, die ursprünglich «Société Fidelitas Lucernensis non plus ultra» heisst, wurde am 1. Mai 1892 am Stammtisch des Restaurants Rütli gegründet. Die Zielsetzung der Gesellschaftsgründer laut Statuten: Pflege und Förderung von Kameradschaft, Freundschaft und Geselligkeit, Unterstützung des Luzerner Fasnachtsbrauchtums sowie Wohltätigkeit. Die Fidelitas bildet gemeinsam mit der Zunft zu Safran, der Wey-Zunft und der Maskenliebhaber-Gesellschaft die vier Trägergesellschaften des Luzerner Fasnachtskomitees LFK.

Das jährlich wechselnde Vergnügungskomitee organisiert Anlässe wie den Masken-Ball, das Turmkomitee bewirtschaftet das Gesellschaftslokal und das «Rüsako» (Rüüdig Samschtig-Komitee) bereitet das traditionelle Fest am Fasnachtssamstag vor.

Kunterbunte Maskenbälle, spitzzüngige Fasnachtszeitungen und aufwändig inszenierte Umzüge hinterliessen eine farbenfrohe Dokumentation der fünften Jahreszeit in Luzern. Diese ist im Stadtarchiv für die Öffentlichkeit zugänglich.

Auch in der Ferne blieben Mitglieder in Kontakt mit der Gesellschaft. Mit dem Fritschizug 1900 wagten die Fasnächtler einen Blick zurück in die Vergangenheit. Die Fidelitas beteiligte sich mit ihrem Umzugswagen an der Inszenierung des Bauernlebens. Der erste der beliebten Maskenbälle fand 1904 im Hotel Union statt. Die Stimmung am Tag nach Güdisdienstag. Früher fand für die Familienmitglieder der sogenannte «kleine» oder «Familienmaskenball» statt. Zu diesem Anlass waren auch Frauen eingeladen. Im Gestalten der Einladungen zeigte sich die Fidelitas kreativ. So wurde das Krisenprogramm unter dem Motto «In dieser teuren Zeit / Spar jede Kleinigkeit!» auf ganz «profanes Packpapier» gedruckt. Bei den Herrenabenden wurden nicht nur Reden gehalten, es wurde auch musiziert und gesungen. Der Ballsaal wurde jedes Jahr unter einem anderen Motto aufwendig dekoriert. Als Vorlage fertigte Josef Rottensteiner, Bühnenbildner des Stadttheaters Luzern, zahlreiche handkolorierte Entwürfe an. Für musikalische Unterhaltung sorgten Bläser- und Musikkapellen. Seit 1897 nimmt die Fidelitas an den traditionellen Umzügen der Luzerner Fasnacht teil, mit Sujet und passendem Umzugswagen. 1979 erhielt die Gesellschaft ihr eigenes Lokal im Rathausturm. Es wird vom Turmkomitee unter der Leitung des Kastellans bewirtschaftet.