Kopfzeile

Inhalt

22. Februar 2021
Zwei zusätzliche Bahnhofplätze, ein optimiertes Bussystem, bessere Fuss- und Veloverbindungen sowie ein attraktiver Bahnhofplatz: So stellen sich drei Planungsteams das Zentrum von Luzern in rund 20 Jahren vor: Dann, 2040, soll der Durchgangsbahnhof Luzern gebaut sein. Ein Begleitgremium hat für die weiteren Planungen sieben Grundsätze formuliert.

Der Durchgangsbahnhof ist für die Stadt, die Region und den Kanton Luzern sowie für die Zentralschweiz ein Jahrhundertprojekt. Er ermöglicht häufigere, schnellere und direktere Verbindungen im Fernverkehr und einen Ausbau der S-Bahn Damit bietet er grosse Entwicklungsmöglichkeiten für das Mobilitätssystem in der Region und in der Stadt Luzern. Mit dem verbesserten Bahnangebot wird die Personenfrequenz im Bahnhofsumfeld deutlich steigen. Damit diese bewältigt werden kann, müssen die Umsteigemöglichkeiten, die Zugänge zum Bahnhof und die Bahnhofsumgebung neu geplant werden. Zudem werden mit dem unterirdischen Durchgangsbahnhof oberirdisch Gleisflächen frei: eine einmalige Chance, mitten in Luzern die Stadt neu zu denken.

Entwicklungsziele formulieren

Aus diesem Grund hat die Stadt Luzern 2020 eine Testplanung mit drei interdisziplinären Planungsteams durchgeführt. Sie hatten die Aufgabe, das Potenzial im Raum Bahnhof zu analysieren, mögliche Entwicklungsziele zu formulieren und Vorschläge zu erarbeiten, wie das Stadtzentrum dereinst aussehen könnte, wenn der Durchgangsbahnhof gebaut ist. Basierend auf den Entwürfen der drei Teams hat ein Begleitgremium Empfehlungen und sieben Grundsätze formuliert, die in den weiteren Planungsarbeiten berücksichtigt werden sollen.

Plan S5
Plan S5

Ausstellung im Bahnhof Luzern

Die Resultate der Testplanung können von Februar bis April 2021 in einem Mitwirkungsprozess diskutiert werden. Geplant ist eine Ausstellung im Untergeschoss des Bahnhofs Luzern. Aufgrund der Massnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus kann die Ausstellung allerdings frühestens Anfang März eröffnet werden. Zudem finden online zahlreiche Workshops mit Vertreterinnen und Vertretern von Organisationen wie zum Beispiel Quartiervereinen, Wirtschafts- und Tourismusverbänden, politischen Parteien oder Verkehrsbetrieben statt.

Mitwirkung im Internet

Bis Ende April 2021 kann sich die Bevölkerung digital zu den Resultaten der Testplanung äussern. Im Internet besteht unter www.dbl.stadtluzern.ch die Möglichkeit, sich zu informieren und seine Meinung und Rückmeldungen zu platzieren. Die Resultate aus der Mitwirkung werden in einem Bericht zusammengefasst. Der Stadtrat wird anschliessend die Resultate der Testplanung und den Mitwirkungsbericht diskutieren und seine Haltung dazu definieren. Ziel ist ein Entwicklungskonzept, in dem die Grundlagen für die weiteren Planungen definiert und das weitere Vorgehen aufgezeigt werden. Der Stadtrat wird dieses Konzept voraussichtlich im Frühling 2022 dem Grossen Stadtrat vorlegen.

Neue Buslinien auf der Zentral- und auf der Bürgenstrasse

Wenn der Durchgangsbahnhof gebaut ist, werden deutlich mehr Personen als heute im Umfeld des Bahnhofs unterwegs sein. Alle drei Teams, die an der Testplanung mitgemacht haben, zeigen auf, dass diese Personenströme bewältigt werden können, wenn das Gesamtverkehrssystem verbessert wird.

Plan S7
Plan S7

Eine zentrale Rolle spielt dabei der öffentliche Verkehr. Eine Reorganisation des Bussystems würde aus Sicht der Expertinnen und Experten nicht nur ermöglichen, die Personenströme zu bewältigen, sondern auch Platz schaffen, um attraktive Stadträume zu gestalten. Kernstück der angedachten Reorganisation sind neue Buskorridore durch die Zentral- und die Bürgenstrasse. Der heutige Bahnhofplatz bleibt zwar als Bahnhofplatz Nord die Hauptdrehscheibe des Busnetzes, kann aber dank den neuen Haltestellen im Westen und Osten des Bahnhofs stark entlastet werden. Zudem wird vorgeschlagen, mehr Durchmesserlinien zu realisieren, damit die Busse am Bahnhofplatz Nord zwar anhalten können, aber nicht mehr warten und wenden müssen.

Notwendige Autofahrten ermöglichen

Die Flächen rund um den Bahnhof sollen optimal und effizient genutzt werden. Das heisst auch, dass der Autoverkehr auf die notwendigen Fahrten reduziert wird. Damit in der Zentralstrasse ein Buskorridor entstehen kann, muss die Strasse vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Zudem sollen Autofahrten über den Bahnhofplatz Nord und in Richtung Tribschen und Inseli auf den Anlieferverkehr sowie Notfallfahrzeuge beschränkt werden.

Ziel ist aber auch, dass der Bahnhof, die Kultur- und Tourismusinfrastrukturen für den Autoverkehr jederzeit erreichbar bleiben. Während die Parkhäuser P2 beim KKL Luzern und P3 bei der Frohburg bestehen bleiben, kann das Parkhaus P1 unter dem Bahnhofplatz wegen des Durchgangsbahnhofes nicht mehr genutzt werden. Ob und wie die wegfallenden Parkplätze ersetzt werden, ist zurzeit noch offen.

Querungen des Gleisfelds verbessern

Der Durchgangsbahnhof bietet auch die Möglichkeit, den Velo- und Fussverkehr rund um den Bahnhof Luzern zu verbessern. Östlich und westlich des Gleisfelds sollen die Veloverbindungen inklusive Weiterführung des Velonetzes über die Seebrücke ausgebaut werden. Um die Querungen des Gleisfelds zu verbessern, wird vorgeschlagen, die Veloverbindungen über den Bahnhofplatz und über die Langensandbrücke direkter und sicherer zu gestalten. Geprüft wird zudem, ob die Personenunterführung Süd ausgebaut werden kann, damit sie künftig auch Velofahrende benützen können. Rund um den Bahnhof und insbesondere an den drei Bahnhofplätzen Nord, Ost und West soll ein ausreichendes Angebot an Veloabstellplätzen bereitgestellt werden.

Mehr Platz für den Fussverkehr

Der Ausbau der Personenunterführung Süd ist auch für den Fussverkehr wichtig. Denn die zur Verfügung stehenden Flächen im und um den Bahnhof stossen bereits heute an ihre Grenzen. Eine grosszügige Unterführung könnte nicht nur einen grossen Teil der zu erwartenden Personenströme aufnehmen, sondern würde auch die beiden Quartiere Hirschmatt und Tribschen besser miteinander verbinden. Ziel der zukünftigen Entwicklung muss es sein, dem Fussverkehr im gesamten Bahnhofsraum mehr Gewicht und mehr Platz zu geben und ihn so gut wie möglich zu verteilen.

Drei attraktive Bahnhofplätze

Alle wollen über den Bahnhofplatz: Wer mit dem Zug ankommt, will auf den Bus umsteigen. Die meisten städtischen und auch regionalen Buslinien halten hier. Die Velofahrenden suchen einen Abstellplatz möglichst nahe beim Haupteingang. Und wer mit dem Auto unterwegs ist, sucht sich einen Parkplatz im Untergeschoss. Der Bahnhofplatz ist das zentrale Drehkreuz des regionalen Verkehrssystems und bereits heute ein Ort mit grossen Nutzungskonflikten. Dies wird sich mit dem Durchgangsbahnhof verschärfen. Die steigenden Passagierzahlen, aber auch die rund zehnjährige Bauphase, wenn der Bahnhofplatz als Installationsfläche benötigt wird, werden zu grossen Herausforderungen.

Aufenthaltsqualität steigern

Alle drei Teams, die an der Testplanung teilgenommen haben, sehen als Lösung eine Entflechtung der Verkehrsströme. Zwei neue Bahnhofplätze im Osten und Westen des Bahnhofs sollen den heutigen entlasten. Damit der heutige Bahnhofplatz während der Bauphase funktioniert und er nach dem Bau des Durchgangsbahnhofs als attraktiver Bahnhofplatz Nord mit Aufenthaltsqualität und mit sicheren und grosszügigen Fussgängerverbindungen ausgestaltet werden kann, sollen der Auto- und der Busverkehr reduziert werden.

Dank einer Neuorganisation des Bussystems kann der Bahnhofplatz Nord im Endzustand wieder vermehrt als Platz zur Geltung kommen. Dies eröffnet auch die Chance, ihn in seiner Rolle als Visitenkarte zu stärken. Angedacht ist, dass im westlichen Bereich des Bahnhofplatzes die Bushaltestellen zu liegen kommen, während der östliche Bereich dem Aufenthalt dienen und für Märkte und Veranstaltungen Platz bieten könnte.

Nord
Nord

 

Metropolplatz
Metropolplatz

Attraktiver Zugang fürs Hirschmattquartier

Die Konzepte aller drei Teams zeigen, dass ein neuer Bahnhofplatz West im Bereich der Zentral-strasse für das Hirschmattquartier einen attraktiven Zugang zum Bahnhof und weiterführend eine Verbindung zum See ermöglichen könnte. Vorgeschlagen wird, die Zentralstrasse als Velo- und Busachse und mit Bushaltestellen neu zu gestalten und vom Durchgangsverkehr zu entlasten oder sogar von ihm zu befreien. Offen ist zurzeit, ob mit dem Durchgangsbahnhof die Gleise 1 und 2 noch benötigt werden. Sollten sie wegfallen, würde Raum für einen grosszügigen Bahnhofplatz geschaffen.

West
West

Verlängerung der Bürgenstrasse

Die grössten Entwicklungsmöglichkeiten befinden sich im Osten des Bahnhofs, da hier mit dem Bau des Durchgangsbahnhofs Teile der heute als Gleisfeld genutzten Flächen frei werden. Die Testplanung hat gezeigt, dass es aus städtebaulicher Sicht vor allem wichtig ist, dass das Gleisfeld Nord durch eine Kürzung der Gleise frei wird. Dies ermöglicht es, die Bürgenstrasse bis zum künftigen Bahnhofplatz Ost weiterzuführen, mit einer Buslinie zu erschliessen und gleichzeitig die unbefriedigende Situation für den Fuss- und Veloverkehr stark zu verbessern.

Ost
Ost

Die Bürgenstrasse könnte so zur zentralen Erschliessungsachse für das linke Seeufer und das Tribschenquartier mit dem Bahnhofplatz Ost werden. Im Bereich des Stadtraums Ost hätte es gemäss Testplanung auch Platz für Angebote wie Kiss & Ride und Taxis. Denkbar wären auch Haltekanten für Reisecars oder ein Fernbusterminal kombiniert mit einem Parkhaus.

Noch offen ist allerdings, welche Gleisflächen dank des Durchgangsbahnhofs oberirdisch frei werden. In den weiteren Planungen muss geklärt werden, welche Abstellanlagen insbesondere von der Zentralbahn noch benötigt werden. Schon heute ist aber klar, dass im Osten des Bahnhofs die Chance besteht, mitten in der Stadt ein neues Quartier mit einem vielfältigen Wohnraumangebot und neuen attraktiven Arbeitsplätzen zu realisieren. Die SBB als Grundeigentümerin und die Stadt Luzern, die mit der Nutzungsplanung die Rahmenbedingungen vorgibt, sind gefordert, gemeinsam gute Lösungen zu präsentieren.

Urs Dossenbach
Projektleiter Kommunikation

Weitere Beiträge im Stadtmagazin

Stadtmagazin 1/2021