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21. August 2023
Zwei Wochen lang wurde gemalt, am letzten Freitag konnte der Abschluss gefeiert werden. Jetzt präsentiert sich hinter der Sammelstelle an der Dammstrasse eines der längsten Wandbilder der Schweiz. Mitgewirkt haben rund 270 Menschen aus dem Quartier. Das Wandbild wertet den Ort auf. Es soll damit auch die dort häufig praktizierte illegale Abfallentsorgung reduzieren.

Gegenüber dem Dammgärtli-Spielplatz, unterhalb der grauen Stützmauer der SBB-Gleise, gibt es eine Separatsammelstelle von Real. Glas, Büchsen, Batterien und Textilien können dort beim Parkplatz entsorgt werden. Leider wird der Ort auch für die illegale Entsorgung von Abfall missbraucht. Im Quartier wird seit Jahren nach Lösungen für dieses Problem gesucht. Eine Idee war, die Sammelstelle künstlerisch aufzuwerten – das wurde nun umgesetzt: Zusammen mit der Quartierarbeit und dem Verein BaBeL (Basel-, Bernstrasse Luzern) hat das Strasseninspektorat ein Wandbildprojekt aufgegleist. Mit dem rund 50 Meter langen Wandbild – einem der längsten der Schweiz – soll der Platz aufgewertet werden. Zudem soll es dazu beitragen, dass weniger illegal Abfall entsorgt wird (siehe Mitteilung vom 13. Juli 2023).

Vom 7. bis 18. August konnte die Gestaltung des Bildes auf drei Ebenen umgesetzt werden: In einem ersten Schritt haben die Künstlerinnen und Künstler des lokalen Vereins «Seed of Change» und des international tätigen Vereins «Cup of Color» mit Hilfe von Quartierbewohnenden eine farbenfrohe Landschaft als Hintergrund gemalt. Zu sehen ist etwa eine Hand, die Samen in eine karge Landschaft streut. Diese Samen stehen für das Potenzial und die Träume der Menschen aus dem Quartier und die Landschaft für den Raum, in dem sie Leben.

Als zweite Ebene sind im Bild grosse einfarbige Flächen eingelassen, die von der Quartierbevölkerung mit eigenen Botschaften und Bildern ergänzt worden sind. Ausgangspunkt war die Frage: Was würdest du niemals wegwerfen? Diese Frage nimmt Bezug zum Abfallthema und führt darüber hinaus zum Thema des Sorge-Tragens. Zwei Beispiele zum Thema Sorge tragen: Ein Junge malte eine Uhr an die Wand. «Zeit, das würde ich niemals wegwerfen!», sagte er. Ein Mädchen wiederum malte sich und seine Familie gemeinsam an einem Tisch sitzend. «Die Zeit mit meiner Familie ist für mich das Wichtigste», sagte sie.

Als dritte Ebene sind 14 Portraits von Personen aus dem Quartier hinzugefügt worden, die alle in der Nachbarschaft verwurzelt sind. Diese Portraits wurden vom Illustrator Matthias Leutwyler gemalt. Er ist auch Teil von «Seed of Change» und «Cup of Color» und wohnt im Quartier. So hat Leutwyler zum Beispiel Luciano mit seinem Hund gemalt. Luciano wohnt seit Jahrzehnten im Quartier. «Seine Begeisterung und Mithilfe war für uns alle sehr inspirierend und ermutigend, denn jede Nachbarschaft lebt von Menschen wie Luciano und seiner Frau, die sich einbringen und den Ort zum Strahlen bringen», sagt Leutwyler.

Insgesamt haben fast 270 Menschen aus dem Quartier am Wandbild mitgewirkt. Während der Arbeiten gab es eindrückliche Begegnungen und Gespräche. Dies unter anderem auch mit Leuten, die vor Ort ihren Abfall illegal deponieren wollten. «Manche waren neu hier und wussten noch nicht, wie das System funktioniert. Da sie hier oft Abfall sahen, dachten sie, es sei normal, ihn hier zu deponieren», sagt Leutwyler. Mit den Erkenntnissen aus diesen Gesprächen sucht die Stadt nun zusammen mit dem Quartier nach Lösungen.

Auch wenn das Wandbild das Thema der illegalen Abfallentsorgung alleine nicht lösen wird: Das neue bunte Wandbild verschönert das Quartier und wertet den Ort auf. Es steht als Botschaft gegen Littering und ist ein Aufruf der Menschen vor Ort, sich weiterhin für ein schönes, lebendiges Quartier einzusetzen.

Der Abschluss des Projekts konnte vergangenen Freitag, 18. August 2023, mit allen Beteiligten gefeiert werden. Dabei gab es Grussworte von Stadtrat Adrian Borgula, BaBeL-Co-Präsident Urs Häner sowie von Rahel Lam vom Verein «Cup of Color». Urs Häner etwa sagte: «Der Verein BaBeL hat sich zum Ziel gesetzt, belastende Faktoren im Quartier einzudämmen und lebensfreundliche Elemente aktiv zu fördern. Beides sehe ich bei diesem Projekt exemplarisch realisiert.» Nach den Ansprachen gab es ein buntes Quartierfest auf dem Areal des benachbarten Dammgärtli-Spielplatzes.

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