Von Luca Wolf
Sommer in der Stadt: Ob Vögeligärtli, Helvetiaplatz, Mühlenplatz, ob am See oder verteilt auf die Strassen und Gassen, es wird geplaudert, gelacht, getrunken, gefeiert. Am intensivsten genutzt wird der öffentliche Raum in den Quartieren Hirschmatt und Neustadt, Kleinstadt, Altstadt und am linken Seeufer, zwischen Inseli, Ufschötti, Alpenquai und der Wiese beim Richard Wagner Museum.
Mehr Arbeit, mehr Gäste
Wie viele Leute an lauen Abenden die Stadt bevölkern, weiss niemand so genau. Es sind Zehntausende, sowohl Einheimische wie Besuchende. Die Zahl der Menschen, die sich in der Stadt aufhalten, steigt. Ende 2024 lebten knapp 88’000 Personen in der Stadt. Diese Zahl bezieht alle hier lebenden ein, also auch Wochenaufenthalter, Schutzbedürftige, Asylsuchende. Auch die Zahl der Menschen, die in Luzern arbeiten, steigt, und ebenso erfreulich ist, dass wieder mehr Gäste einen oder mehrere Tage in Luzern verbringen: Mit 1,4 Mio. Logiernächten gab es 2024 einen Rekord (siehe unten stehende Grafiken). Die Anzahl Events hingegen stagniert mit knapp 1100 pro Jahr auf hohem Niveau.
«Grundsätzlich herrscht in der Bevölkerung viel Verständnis auch für die negativen Aspekte des Stadtlebens wie Lärm, Abfall oder Bettelei», sagt Christian Wandeler, Sicherheitsmanager der Stadt.
Ganz ohne Friktionen geht es jedoch nicht
Seit der Coronapandemie halten sich junge Menschen weniger in Klubs, dafür mehr draussen auf. Die wachsenden Tourismusströme sorgen bisweilen für Unmut. Und auch der Verkehr scheidet die Geister. Dieser muss reduziert werden, um die Ziele der Klima- und Energiestrategie erreichen zu können. Doch Massnahmen wie der Testbetrieb an der Winkelriedstrasse, wo Parkfelder umgenutzt und auch begrünt werden, wecken Bedenken von Gewerbetreibenden und deren Kundschaft.
Brennpunkte Bahnhof und Kasernenplatz
Eine Gratwanderung ist der Umgang mit den suchtkranken Menschen, die in der Stadt leben. Beim Bahnhof oder beim Kasernenplatz müssen Stadt und Kanton Vorkehrungen gegen eine offene Drogenszene treffen. Christian Wandeler sagt: «Eine ruhige Phase ist zu Ende gegangen, eine unruhige hat begonnen.» Ursache ist der vermehrte Konsum von Crack anstelle von Heroin. Salah Galal von Sicherheit, Intervention Prävention (SIP) kennt die Auswirkungen aus seinem Alltag: «Die Betroffenen sind im Dauerstress.» Für Wandeler stellen sich verschiedene Fragen: Braucht es einen zentrumsnahen Ort, wo Drogen konsumiert werden können? Soll Kokain abgegeben werden, um der Beschaffungskriminalität, der Bettelei, der Verelendung der Suchtkranken entgegenzuwirken?
Wie die Stadt Luzern auf die Herausforderungen reagiert, wie sie das friedliche Miteinander konkret fördert und welche Überlegungen zu den diversen städtischen Spannungsfeldern angestellt werden, lesen Sie in der SIP-Reportage und im Interview mit Sozial- und Sicherheitsdirektorin Melanie Setz.
Grafiken
Die Stadt Luzern wächst
Die Anzahl Einwohnende nimmt kontinuierlich zu. Per Ende 2024 registrierte die Stadt Luzern 86’451 Menschen. Rechnet man auch Wochenaufenthalter, Schutzbedürftige und vorläufig Aufgenommene hinzu, bevölkerten vor einem Jahr 87’342 Menschen die Stadt. Hinzu kommen Gäste aus der Nähe und aus aller Welt sowie auswärtige Arbeitskräfte (siehe unten stehende Grafiken). Das Bevölkerungswachstum wird sich fortsetzen. Das wird im Referenzszenario von LUSTAT, dem Statistikportal der Stadt Luzern, prognostiziert (www.lustat.ch). Dieses Szenario rechnet für die Stadt Luzern bis zum Jahr 2050 mit einem Anstieg der ständigen Wohnbevölkerung auf 101’556 Menschen. Dies entspricht gegenüber Ende 2023 einem Zuwachs um knapp 19 Prozent.
Mehr Beschäftigte
Nach einem pandemiebedingten Rückgang nimmt die Anzahl Beschäftigter nun wieder zu: 2022 waren 83’669 Menschen in der Stadt Luzern beschäftigt. Die Zahlen für 2023 wird LUSTAT im Herbst veröffentlichen. Für zusätzliches Personenaufkommen sorgt der Umstand, dass nicht alle Beschäftigten in der Stadt Luzern leben: 2022 pendelten täglich 44’200 Menschen an ihren Arbeits- oder Ausbildungsplatz in der Stadt, über 20’000 Einwohnende
pendelten von Luzern weg. Dazu geht die Prognose des Bundesamtes für Statistik von einer stetigen Zunahme der Erwerbstätigen aus. Gemäss Referenzszenario steigt die Erwerbsquote weiterhin an. Per Ende 2055 wird schweizweit mit 5,845 Mio. Erwerbstätigen gerechnet. Das ist ein Plus von 11,5 Prozent verglichen mit 2025.
Steigende Übernachtungszahlen
In der Stadt Luzern wurden 2024 knapp 1’413’000 Logiernächte verzeichnet. Ein neuer Rekord: Erstmals lagen die Übernachtungszahlen höher als vor der Coronapandemie. 2024 schlugen die Gäste aus der Schweiz mit knapp 344’000 Logiernächten zu Buche. Mit knapp 1’067’000 Logiernächten waren Besuchende aus dem Ausland für fast 75 Prozent der Logiernächte verantwortlich. Am häufigsten handelte es sich hierbei um Gäste aus den USA (36 Prozent), gefolgt von Reisenden aus Deutschland (8 Prozent), China (7 Prozent) und Indien (5 Prozent). Zu diesen Zahlen hinzu kommen die Tagesgäste: Gemäss einer Wertschöpfungsstudie zum Tourismus, die von Stadt, Kanton und Luzern Tourismus in Auftrag gegeben und 2021 publiziert wurde, zählt die Stadt Luzern rund 7,3 Mio. Tagesgäste pro Jahr.