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21. November 2022
Der Wärmebedarf für Heizungen und warmes Wasser wird in der Stadt Luzern zu rund 55 Prozent mit Gas gedeckt. Es kommt zu fast 100 Prozent aus dem Ausland und wird wegen des Kriegs in der Ukraine knapp. Welche Auswirkungen hat das auf die Stadt?

Von Luca Wolf

Kann ewl (Energie Wasser Luzern) die Versorgung mit Gas für die Stadt Luzern garantieren, Patrik Rust?
Die Versorgungssicherheit mit Gas ist im Moment stabil, auch wenn die Preise in den vergangenen Monaten sehr volatil waren. Inzwischen konnten viele europäische Länder die ausfallenden Gasmengen am Markt beschaffen, und unsere zusätzlichen Gasspeicher in Frankreich sind gefüllt.

Die Schweizer Gaswirtschaft beschafft das Gas auf den Märkten in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Italien. Wenn allerdings in diesen Ländern zu wenig Gas vorhanden ist, könnte das auch in der Schweiz zu Versorgungsengpässen führen. ewl steht in direktem Kontakt mit dem Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung, dem Verband der Schweizerischen Gasindustrie und anderen regionalen Erdgasversorgungsunternehmen. Gemeinsam beurteilen wir die Lage, erarbeiten verschiedene Szenarien und bereiten Massnahmen vor.

Patrik Rust
Für die Versorgungssicherheit sind erneuerbare Energien wie beispielsweise Wasserkraft, See- oder Solarenergie dringend notwendig, sagt Patrik Rust, Vorsitzender der Geschäftsleitung von ewl (Energie Wasser Luzern).
 

Wie wichtig sind die Sparbemühungen der Bevölkerung? Und wie kann am effektivsten Energie gespart werden?
Alles, was warm wird, braucht viel Energie. Es lohnt sich, vor allem bei der Wärmeerzeugung darauf zu achten, dass nichts verschwendet wird. Sei es beim Heizen, Kochen oder Duschen. Sparen ist wichtig und vernünftig, damit die zusätzlich geschaffenen Energiereserven, wie zum Beispiel Gasspeicher in Frankreich oder die Wasserreserven in den Schweizer Stauseen, nicht unnötig angezapft werden. Wenn der nächste Winter sehr kalt wird, brauchen wir diese Kapazitäten.

Wie wird diese Energiekrise die Stadtluzerner Bevölkerung finanziell belasten?
Wir können dank einer mittel bis langfristigen Beschaffungsstrategie die Preisspitzen glätten. Wir gehen aber davon aus, dass sich die Preise erhöhen und sich noch über einen längeren Zeitraum auf hohem Niveau bewegen werden. Sobald die Energiepreise langfristig sinken, werden wir sie an unsere Kundschaft weitergeben können.

Im September hat die Stadt klar Ja gesagt zu einer ambitionierten Klima- und Energiestrategie. Welche Auswirkungen hat die Energiekrise auf die Umsetzung?
Aktuell steigt die Nachfrage nach nachhaltigen Energien. Diese Sensibilisierung in der Bevölkerung hilft sehr. Denn die Stadt Luzern ist heute noch zu einem grossen Teil vom Ausland abhängig: vor allem beim Erdgas und Heizöl. Für die Versorgungssicherheit ist die Umstellung auf erneuerbare Energien dringend notwendig. Beim Strom sieht es viel besser aus: Erfreulicherweise beziehen 90 Prozent der Stadtbevölkerung erneuerbaren Strom, der fast ausschliesslich aus der Schweiz stammt.

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Stadtmagazin 4/2022