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Der Umzug des Stadtarchivs von der Industriestrasse nach Reussbühl im Herbst 2015 ist nun zehn Jahre her. Aus diesem Anlass fanden am 17./18. Oktober 2025 zwei Tage der offenen Tür statt, während denen der Bereich Denkmalpflege und Kulturgüterschutz, die Kunstsammlung der Stadt Luzern und das Stadtarchiv ihre Schätze zeigten. Unter dem Thema «Kopie» wurden verschiedene Führungen und Angebote bereitgestellt: Vom Schreibkurs mit Tinte und Feder über ein digitalisiertes Fotostudio vor historischer Kulisse bis zur Erstellung von Blaupausen. Gekrönt wurde der Anlass von einem Grusswort von Stadträtin Korintha Bärtsch, Baudirektorin der Stadt Luzern, und einem kleinen Apéro.

In dieser Fotostrecke sind Eindrücke aus den zwei Tagen festgehalten.

Für die Führungen konnten für einen Teil der Plätze Tickets reserviert werden. Die Publikationen des Stadtarchivs konnten zu Sonderkonditionen erstanden werden. Der Berufslernende Fachmann Information und Dokumentation des Stadtarchivs hatte ein Quiz mit Fragen zum Stadtarchiv, seiner Geschichte und Ausstellungsobjekten im Lesesaal erstellt. Alt Stadtrat Martin Merki war nicht nur Gast, er bot selber eine Führung im Kulturgüterraum an. Doubletten aus abgelieferten Beständen des Geoinformationszentrums durften mit nach Hause genommen werden. Das Stadtarchiv-Team testet den ausgestellten Schnapsmatrizen-Drucker. Solche Geräte waren noch lange im Schulbereich in Gebrauch. Das «System Adler» liess sich auf einem Gerät mit der korrekten Marke anwenden. Den Soundtrack der Hermes-Schreibmaschine muss man sich dazu denken, die Kraftanstrengung in den Fingern auch. An den Tagen der offenen Tür wurde im Stadtarchiv ausnahmsweise nicht das Lesen, sondern das Schreiben in alten Handschriften vermittelt. Auf linierten Blättern liessen sich die Buchstaben in deutscher Kurrentschrift nachzeichnen. Auch das Schreiben mit der vergleichsweise modernen Stahlfeder erfordert Übung. Umso eindrücklicher sind die alten Abschriften, die im Stadtarchiv aufbewahrt werden. Damit sich nicht zu viel Tinte auf der Feder befindet, immer schön am Rand des Tintenfässchens abstreichen... Fotografien lassen sich vervielfältigen: Analoge Abzüge können differieren, digitale Kopien hingegen sind identische Klone. Analog und digital kombiniert: Während Hinter- und Vordergrund physisch als Leinwand und Objekte existierten, wurden die Aufnahmen am PC nachbearbeitet, um nebst dem Ort auch die Zeit zu simulieren. Ob vor oder hinter der Kamera: Der Lernende Fachmann Information und Dokumentation des Stadtarchivs ist im Lesesaal ganz in seinem Element. Am zweiten Tag stand ein Fotodrucker bereit für die «Studioaufnahmen». Diese können auch auf Social-Media-Kanälen breit gestreut werden. Das Kulturerbe ist in Zeiten von Krieg und Krisen nach wie vor in Gefahr, derzeit auch im Osten Europas. «Denkmalpflege und Kulturgüterschutz» bilden ein eigenes Ressort der Stadtverwaltung. Kulturgüter und Archive sind nicht nur von bewaffneten Konflikten bedroht, sondern auch ganz banal im Alltag. Ein geeigneter Aufbewahrungsort ist hier von zentraler Bedeutung. Die Giebelbilder werden zwar im Kulturgüterraum im Gebäude des Stadtarchivs aufbewahrt, fallen jedoch in die Zuständigkeit des Ressorts Denkmalpflege und Kulturgüterschutz der Stadt. Die Hofbrücke stand zwischen dem heutigen Schwanenplatz und der Hofkirche und wurde Mitte des 19. Jahrhunderts abgebrochen. Mehr zum Thema ist in einer Bildergalerie des Stadtarchivs zu entdecken. Bestickte Messgewänder der früheren Mariahilf-Kirche zählen ebenfalls zu den im Kulturgüterraum aufbewahrten Objekten. Alt Stadtrat Martin Merki liess sie ihre Geschichten erzählen. Die städtische Kunstsammlung umfasst Werke insbesondere von Luzerner Kunstschaffenden. Viele dieser Werke hängen in den Räumen der Stadtverwaltung, so auch im Stadtarchiv. Die Arbeitsschritte, die nötig sind, um aus Verwaltungsakten recherchierbare Archivalien zu machen, laufen im Verborgenen in den Büros ab. Einige Arbeitsschritte wie die Bewertung der Unterlagen (d.h. der Entscheid über Aufbewahrung oder Entsorgung) benötigt Annahmen über die künftige Verwendung. Verschiedene Formate verlangen nach verschiedenen Aufbewahrungsformen, wie sie in diesem Magazin gegeben sind. Obwohl in Archiven vor allem originale Unikate liegen, überdauern manche Unterlagen nur als Kopien oder aber werden von der abliefernden Stelle bzw. dem Archiv für verschiedene Verwendungen kopiert. Mitunter stellen sich schon fast philosophische Fragen, etwa bei den verschiedenen Ausprägungen eines Fotos (Glasplatte, Abzug, Reprofoto, Digitalisat). Ob handschriftlich kopiertes Unikat oder kunstvolles Imitat des Originals: Die Vielfalt der Kopiermöglichkeiten faszinierte Jung und Alt. Handschriftliche Abschrift, Buch- und Kartendruck (Hoch-/Tiefdruckverfahren), neuzeitliches Faksimile, Klischee, Pläne mit Skizze, Mutter- und Tochterpause, Fotos, Durchschläge, Mikrofilm, Scan... Blaupausen als Kopien von Bauplänen auf Transparentpapier liegen auch im Stadtarchiv. Das Bild im Hintergrund ist jüngeren Datums («folds» von Laurina Fässler, 2018; Städtische Kunstsammlung). Im Angebot waren sowohl historische wie auch moderne Vorlagen von Technik und Gebäuden, darunter der frühere Bahnhof, das heutige KKL oder das «Geburtstagskind» Stadtarchiv. Anstelle von heiklem Transparentpapier kamen Fotokopien auf alten Hellraumprojektor-Folien zum Einsatz. Einer der Zuschauer gab sich ausgerechnet als Entwickler der verwendeten Folien zu erkennen. Chemische Eisenlösung bildet unter UV-Licht blaue Kristalle. Wo das aufgelegte Negativ dies verhindert, kann die Lösung mit Wasser ausgewaschen werden; das Papier bleibt an diesen Stellen weiss. Während eines der Papiere erst ausgerahmt wird (vorne), verfolgt das Publikum bereits die Verwandlung des anderen grauen Papiers in einen leuchtend blauen Plan (hinten). Nach dem Kontakt mit Wasser ist eine Cyanotypie lichtecht und lange haltbar. Das vergleichsweise einfache Verfahren sorgte für enorme Verbreitung und jahrzehntelange Anwendung dieser Technik. Mehr als nur ein Verkehrsweg: Das Treppenhaus des Stadtarchivs über die insgesamt sechs Stockwerke ist auch ein architektonischer Blickfang. In der Nachbarschaft des Stadtarchivs ist glücklicherweise auch ein Braumeister zuhause. Das zahlreich anwesende Publikum konnte nach dem Grusswort von Stadträtin Korintha Bärtsch auf das Jubiläum des Stadtarchivs anstossen, neue Bekanntschaften schliessen und alte wieder auffrischen. Nach einem sinnigen Grusswort – auch historische Publikationen können zur Politisierung von jungen Politiker*innen beitragen! – wurden der Baudirektorin «papierene» und süsse Souvenirs überreicht.