Kopfzeile

Inhalt

Mit dem Projekt «Neubau Fluhmühlepasserelle» sollte die in die Jahre gekommene Passerelle zwischen dem Quartier Fluhmühle und dem Naherholungsraum der Reuss durch einen hindernisfreien und velotauglichen Neubau ersetzt werden. Mit dem Planungsabschluss des Bauprojekts liegen nun die detaillierten Kosten vor. Diese sind hoch und die Mitfinanzierung Dritter geringer als ursprünglich gedacht. Der Stadtrat beurteilt die Kosten als unverhältnismässig und möchte das Projekt nicht weiterführen.

Aktuelles

Mit dem Abschluss des Bauprojekts Neubau Fluhmühlepasserelle beurteilt der Stadtrat die Kosten als unverhältnismässig. Er hat deshalb entschieden, dass das Projekt nicht weitergeführt wird. 

Ausgangslage

Die einzige direkte Verbindung aus dem Quartier Fluhmühle an den Naherholungsraum Reuss bildet die 1929 erbaute SBB-Fluhmühlepasserelle. Diese ist heute weder behindertengerecht noch für Velofahrende nutzbar. Vom Quartier wird daher seit Jahren gefordert, dass die Passerelle behinderten- sowie kinderwagentauglich und mit dem Velo passierbar gemacht wird. Die Passerelle ist im Besitz der SBB und im Jahr 2014 mit einer Renovation für eine Restnutzungsdauer von 15 bis 30 Jahren (bis spätestens 2045) instandgesetzt worden.

Im Rahmen des aktuellen Projekts «Verkürzung Zugfolgezeiten Emmenbrücke – Luzern» wurde seitens SBB überprüft, ob bei der Passerelle vorzeitig Anpassungsarbeiten erfolgen müssen. Die SBB kommt aber zum Schluss, dass zum jetzigen Zeitpunkt kein Handlungsbedarf besteht. Erst im Rahmen eines Kapazitätsausbaus im Zusammenhang mit dem Durchgansbahnhof müsste die Passerelle beispielsweise betreffend des Anprallschutzes an die aktuell geltenden Normen in grösserem Umfang angepasst werden. Zusammenfassend hat die SBB derzeit weder den Bedarf noch die Verpflichtung, die Passerelle behinderten- sowie kinderwagentauglich umzugestalten.

Aufgrund der Mängel an der heutigen Passerelle, hat sich die Stadt Luzern im Sinne der Gemeindestrategie und des Legislaturprogramms entschieden, die Planung selbst anzugehen, um an diesem Ort ein hindernisfreies Angebot und Verbesserungen für den Fuss- und den Veloverkehr zu schaffen. Das Projekt ist Bestandteil des Agglomerationsprogramms der dritten Generation. Mittlerweile liegt ein bewilligungsfähiges, zusammen mit der SBB erarbeitetes Bauprojekt für eine hindernisfreie und auch mit dem Velo benutzbare Passerelle mit Liftturm vor. Die Abstimmung mit dem Kantonstrassenprojekt K13 ist ebenfalls erfolgt.

Massnahmen

Zur Definition der Anforderungen seitens Bahn und einer nachhaltig funktionierenden Lösung hat die SBB in einem ersten Schritt eine eigene Studie erstellt. Die Studie zeigt, dass einzig mit der Anhebung der Passerelle und damit mit einer Neuerstellung der Passerelle die bestehenden funktionalen Nachteile behoben werden können. In den weiteren Projektschritten wurde deshalb ein Neubau konzipiert. In einem Variantenstudium wurden unterschiedliche Planungsvorschläge für eine neue Passerelle erarbeitet. Generell ist der Bauperimeter aufgrund des beschränkten Platzes und der hohen Sicherheitsauflagen, die wegen der Gleisnähe bestehen, sehr anspruchsvoll. Im Variantenstudium hat das Projektteam rund 10 Varianten geprüft. Dabei wurden das Sicherheitsempfinden, der nötige Platzbedarf in Bezug auf die Strassennutzung und das gestalterische Wirken im Raum untersucht.

Mit dem erarbeiteten Bauprojekt sollen bei der Fluhmühlepasserelle die folgenden Verbesserungen erzielt werden:

  • Hindernisfreiheit und niveauloser Zugang von der Kantonsstrasse K13 zur Reuss
  • Attraktive Verbindung für Fussgänger/innen und Velofahrende (inkl. velotauglichem Lift)
  • Verbesserung der Höhe (SBB)

Die Variante «J», die eine geschwungene Treppe (blau) mit Liftturm (rot) und Trogbrücke (blau) beinhaltet sowie auch optisch gut ins Stadtbild passt (siehe Abb. 1–3), hat sich u. a. in Absprache mit der Stadtbaukommission als klarer Favorit durchgesetzt. Die Variante «J» wurde in Zusammenarbeit mit der SBB in Folge zu einem Vorprojekt ausgearbeitet. Das folgende Bauprojekt wurde bis im Frühling 2022 fertiggestellt und bildete die Grundlage, um die genauen Investitionskosten und Mitfinanzierungen seitens SBB und Kanton zu klären.

Situationsplan Passerelle
Situationsplan Passerelle Variante J
Visualisierung Passerelle
Visualisierung Passerelle
Visualisierung Passerelle
Visualisierung Passerelle (2)

Kosten

Gegenüber den Schätzungen aus dem Vorprojekt haben die notwendigen Investitionskosten für eine neue Passerelle im Bauprojekt noch einmal zugenommen und belaufen sich aktuell auf insgesamt zirka 6.2 Mio. Franken. Zum einen sind die Kosten seit Dezember 2020 teuerungsbedingt um rund 11 % in die Höhe geschossen, was zuletzt eine Kostensteigerung von mehreren hunderttausend Franken zur Folge hatte. Zum anderen trieben neben Landerwerbskosten die hohen Sicherheitsanforderungen und die damit verbundenen Massnahmen für das Bauen im Bereich eines SBB-Trasses die Kosten in die Höhe. Auch Kostenoptimierungen wie beispielsweise eine Redimensionierung der Liftanlage wurden geprüft, ergaben aber keine substanziellen Korrekturen.

Den Investitionen stehen Kostenbeteiligungen von 1.5 Mio. Franken gegenüber (SBB und  Agglomerationsprogramm). Dieser Betrag fällt aufgrund eines neuen Verteilschlüssels beim Agglomerationsprogramm um rund 0.8 Mio. Franken kleiner aus, als ursprünglich gerechnet werden konnte. Der Kanton hat einen Antrag auf Kostenbeteiligung abgelehnt. Mit dem Bau der Passerelle wird das Eigentum der Brücke von der SBB der Stadt Luzern übertragen. Zusätzlich zu den Investitionskosten sind daher in Zukunft auch die Folgekosten für den betrieblichen und baulichen Unterhalt der Passerelle zu berücksichtigen, die jährlich zirka 14'000 Franken betragen werden.

Erwägungen Stadtrat und weiteres Vorgehen

Mit dem beschriebenen Projekt wurde eine inhaltlich stimmige und attraktive Lösung erarbeitet. Es liegt ein gut abgestimmtes und bewilligungsfähiges Projekt vor, dass die zu Beginn definierten Anforderungen vollumfänglich erfüllt: Mit der neuen Fluhmühlepasserelle kann ein attraktives, sicheres und hindernisfreies Angebot für den Fuss- und Veloverkehr von der Fluhmühle/Lindenstrasse an die Reuss geschaffen werden. Zudem genügt die Passerelle zukünftigen Bedürfnissen der Bahn und funktioniert auch bei einem allfälligen Kapazitätsausbau im Rahmen des Durchgangsbahnhofs.

Allerdings zeigt die Kostensteigerungen auch, dass die Investitionskosten für eine neue Passerelle sehr hoch sind, zumal die Stadt aufgrund der geringen Kostenbeteiligung von SBB und Agglomerationsprogramm den grössten Anteil davon (zirka 4.7 Mio. Franken) allein tragen müsste. Weiter ist zu bedenken, dass im nahen Umfeld zur Fluhmühlepasserelle mit der Reussportbrücke zumindest theoretisch ein zweites Bauwerk geplant ist, das die Funktion der Passerelle zukünftig übernehmen könnte. Momentan ist das Projekt sistiert und soll nach dem Planungsbericht «Zukunft Mobilität im Kanton Luzern» neu beurteilt werden. Die Realisierung scheint zwar sehr ungewiss. Der Umstand wäre aber bei einem Baukreditantrag im Grossen Stadtrat zu den hohen Kosten zum jetzigen Zeitpunkt wohl wenig vorteilhaft.

Mit Blick auf das Kosten-Nutzenverhältnis stellt der Stadtrat die Weiterführung des Projektes in Frage bzw. beurteilt die Kosten als unverhältnismässig.

Aktuelles

DatumName
Name Vorname FunktionTelefonKontakt