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15. Mai 2023
In Luzern hat das älteste Mehrspartentheater der Schweiz Tradition. Es ist ein Ort des gesellschaftlichen Austauschs. Weitere Gründe für ein Neues Luzerner Theater nennen fünf Persönlichkeiten, die mit dem Luzerner Theater eng verbunden sind.

Ein Theater ist ein Ort des gesellschaftlichen Austauschs. Neben dem Unterhaltungsangebot werden relevante Themen einer demokratischen Gesellschaft verhandelt. Rund 80’000 bis 100’000 Menschen pro Spielzeit besuchen die Veranstaltungen, wobei etwa zwei Drittel davon aus Luzern und der nahen Umgebung stammen. Im Luzerner Theater produzieren professionelle Künstlerinnen und Künstler hochwertiges Musiktheater, Schauspiel und Tanz. Es ist ein ausserschulischer Lernort für kulturelle Bildung und ermöglicht für alle Generationen eine kulturelle Teilhabe. Mit 425 Mitarbeitenden steht das Luzerner Theater auf Rang 92 der grössten Arbeitgebenden der Zentralschweiz. Die regionale Wertschöpfung beträgt rund 26 Mio. Franken. Die gesellschaftliche Bedeutung des Luzerner Theaters ist also enorm. Und was bedeutet es für Sie?

Anja Meyer
Anja Meyer

Anja Meyer, Stiftung Luzerner Theater
«Das Luzerner Theater ist eine Konstante in unserem Familienleben. Ich schätze das Theater als Ort der Begegnungen und der Auseinandersetzung: mit aktuellen oder zeitlosen philosophischen Themen, die verständlich auf die Bühne gebracht werden. Das Luzerner Theater um Intendantin Ina Karr ist hervorragend aufgestellt, die Produktionen begeistern weit über Luzern hinaus. Auch die einmalige Chance, Theater und Stadt jetzt weiterzuentwickeln, wird in Zürich oder Basel aufmerksam und fast neidvoll mitverfolgt.

Mein Anspruch ist es, zusammen mit dem Stiftungsrat die Zukunft der Theaterstadt Luzern mitzugestalten. Das Theater soll ein attraktiver Ort für alle werden. Ein Ort, der kulturelle und gesellschaftliche Bedürfnisse wirtschaftlich nachhaltig erfüllt. Die Wertschöpfung der grossen Kulturbetriebe der Stadt Luzern ist signifikant und wird mit dem Neuen Luzerner Theater noch bedeutender.

Als Jurymitglied und Immobilienfachfrau kann ich den Entscheid und die Qualität des Siegerprojekts sehr gut nachvollziehen. ‹überall› beeindruckt mich durch die kluge Weiterführung des Bestands in jeder Hinsicht. Ich bin überzeugt, dass wir mit der Projektüberarbeitung eine Lösung erhalten, der breite Kreise zustimmen können.»

Nicole Sauter
Nicole Sauter

Nicole Sauter, Theaterpädagogin
«Die Bühne hat mich schon immer fasziniert: Mit acht spielte ich bei den Theaterkids der Stadt Luzern. Heute kann ich als Regisseurin und als Theaterpädagogin meine Leidenschaft fürs Theater und mein Talent fürs Organisieren miteinander kombinieren. Als Theaterpädagogin am Luzerner Theater führe ich Kinder und Jugendliche mit ihren Lehrpersonen ans Theater heran. Das geht von Workshops an den Schulen über Führungen durchs Theater und die Vorbereitung für einen gemeinsamen Theaterbesuch bis zur Nachbereitung der Vorstellungen. Das Theater ermöglicht Kindern und Jugendlichen, sich mit verschiedenen Rollen und Positionen auseinanderzusetzen. Es hilft, einen anderen Blickwinkel einzunehmen, sich eine Meinung zu bilden, Empathie für andere zu entwickeln.

Für diesen wichtigen ausserschulischen Lernort braucht es dringend mehr Raum und eine Infrastruktur, die Begegnung und Austausch besser ermöglichen. Ein Neues Luzerner Theater begünstigt meines Erachtens die Weiterentwicklung allen Theaterschaffens: Ich erlebe heute zahlreiche Berührungspunkte zwischen Luzerner Theater und freier Theaterszene und nehme die wechselseitige Inspiration in unterschiedlichen Produktionen wahr.»

Markus Schulthess
Markus Schulthess

Markus Schulthess, Co-Präsident Quartierverein Hirschmatt-Neustadt
«Als passionierter Theatergänger geniesse ich alle Sparten des Luzerner Theaters: Schauspiel, Tanz- sowie Musiktheater. Die hohe Qualität der verschiedenen Produktionen des Luzerner Theaters überzeugt und überrascht mich dabei immer wieder von Neuem. Dass ein Theater dieser Güte in eine vielfältige, lebendige Innenstadt gehört, ist für mich selbstverständlich.

Das Luzerner Theater liegt auf der Schnittstelle von Alt- und Neustadt, deshalb haben wir, vom Quartierverein Hirschmatt-Neustadt, auch den Architekturwettbewerb für das Neue Luzerner Theater genau beobachtet. Das Siegerprojekt sieht vor, das Foyer gegenüber der Theaterstrasse zu öffnen und so diese wichtige Verbindung hin zur Pilatusstrasse aufzuwerten und zu stärken. Das finden wir einen wichtigen städtebaulichen Eingriff, denn die bestehende Buobenmatt-Passage bietet diesbezüglich leider keine überzeugende und gute Verbindung zwischen Alt- und Neustadt.

Auf die Öffnung des Foyers für alle freue ich mich sehr. Das führt dazu, dass das Stadtzentrum belebt und die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt gesteigert wird.»

Gabriela Amgarten
Gabriela Amgarten

Gabriela Amgarten, Beirätin Luzerner Theater
«Ich bin keine Theater-Native. Keine, die immer dahin wollte, wo sie nun ab und zu sitzt. Ich kam aus der Welt der Fernsehunterhaltung. Mehr aus Zufall bin ich reingetrudelt – und hängen geblieben. Weil ich auch hier bestens unterhalten werde. Theater spiegelt, was uns bewegt. Macht und Ohnmacht, Gut und Böse, Treue, Leidenschaft, Eifersucht. Das allerdings können auch Netflix-Serien, Fernsehevents oder richtig gute Bücher. Was also macht es aus, dass ich sage, ja, Luzern braucht ein neues Theater? Es ist das Unmittelbare. Da ist nichts zwischen uns. Je virtueller sich das Leben gestaltet, umso mehr brauchen wir Menschen uns ganz nah. Theater als gemeinschaftliches Live-Erlebnis – Tanz, Musik, Gesang, Schauspiel – seit Jahrtausenden. Und was ich aus eigener Erfahrung sagen kann: Die ‹hochwertige Kultur› ist leichter zu verstehen, als viele meinen. Sie ist, gerade auch in Luzern, für alle les- und erlebbar.

Damit diese Künste eine Zukunft haben, brauchen sie ein neues Zuhause. Eine Stadt ohne Theater ist wie eine Stadt ohne Stadion, ohne Brunnen und Plätze: Man kann nicht wirklich stolz auf sie sein. Übrigens, das Architektenteam Ilg Santer hat mich mit seinem Vorschlag «überall» begeistert. Jawohl, ich bin eine von denen, die sich darauf freuen, dereinst in diesem Hause ein- und auszugehen.»

Felix Howald
Felix Howald

Felix Howald, Verwaltungsratspräsident KKL Luzern
«In der Stadt Luzern hat es für mehrere kulturelle Leuchttürme Platz. Das Theater ist in der Bevölkerung verankert. Es hatte eine grosse Bedeutung für das gesellschaftliche Leben und trägt zur Attraktivität des Standorts bei. Seitens KKL Luzern sehen wir das Neue Luzerner Theater nicht als Konkurrenz. Im Gegenteil: Es stellt eine Chance für die gemeinsame Weiterentwicklung der Musikstadt Luzern dar. Ein nachgefragtes Kulturangebot wirkt sich zudem auch auf die Gastronomie und die Hotellerie positiv aus.

Wichtig ist die Diskussion um die strategische Ausrichtung des Neuen Luzerner Theaters: Wie sieht das Zielpublikum aus? Welche Reichweite wird angestrebt? Welche Bedürfnisse sollen befriedigt werden? Die Antworten stehen in direktem Zusammenhang mit der erforderlichen Grösse des Hauses und helfen, die Betriebskosten optimal zu gestalten. Für mich ist es unbestritten: Zu Luzern gehört ein Theater genauso wie der Wasserturm, das FCL-Stadion oder das KKL. Unsere Erfahrung im KKL zeigt: Das Live-Erlebnis ist nach dem coronabedingten Unterbruch wieder gefragt. Die Menschen wollen zusammenkommen, den Moment zelebrieren, die Unmittelbarkeit spüren. Das neue Haus soll alle anziehen. Dafür braucht es offene Türen und auch niederschwellige Angebote.»

 

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