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21. November 2022
Die Familie Stalder betreibt seit 15 Jahren die SPAR-Filiale Geissenstein. Dass sie mit dem Anerkennungspreis Quartierleben der Stadt Luzern ausgezeichnet wird, hat gute Gründe: Der Laden ist eine liebevoll gestaltete Wundertüte und wichtiger Treffpunkt.

Bild oben: Albert Stalder kennt die Kundschaft: «Wir wissen, wessen Katze krank ist und wer die Schulklasse gewechselt hat.» 

Von Christine Weber

Ein kleiner Junge hüpft durch die Eingangstür und steuert zielstrebig auf die Rössli zu, die parat für einen Ritt durch den Laden sind: Auf den plüschigen Spielzeugtieren mit Rädern können Kinder durch den Laden galoppieren, während die Erwachsenen einkaufen. Oder mit der Familie Stalder plaudern, wie es die Mutter des Knirpses gerade macht. «Hier kennt man sich, die Atmosphäre ist sehr familiär. Wir wissen, wessen Katze krank ist oder wer gerade die Schulklasse wechselt», sagt Vater Albert (66). Er wird von allen Bärti genannt, Mutter Maia (64) ist die gute Seele, und Sohn Dominic (41) hat tausend Ideen, die mit einem Nahrungsmittelladen eigentlich wenig zu tun haben – aber genau das macht es aus: Das Trio betreibt mit dem SPAR Geissenstein einen Laden, wie man wohl keinen anderen findet – es ist ein liebevolles Schmuckstück, eine sorgfältig arrangierte Wundertüte. Und natürlich gibt es Alltags- und Spezialprodukte, je nach Gusto der Kundschaft.

Rössli
Ob Bub oder Mädchen: Schon die Kleinsten lieben das Einkaufen und vor allem den wilden Ritt durch die Regale.

Liebevoll in Szene gesetzt

«Wir haben über 1000 Bioprodukte, vegane und laktosefreie Sachen und regionale Spezialitäten – von Teigwaren bis zu lokalen Bieren», sagt Dominic Stalder. Die Sachen stehen jedoch nicht nur in den Regalen herum, sondern werden auch liebevoll und lustig inszeniert. Bei der Molkereiabteilung thronen überdimensionierte Milchkrüge mit Tupfen auf dem Kühler. Die Weinflaschen werden im selbst geschreinerten Holzregal mit indirekter Beleuchtung ins Licht getaucht, und Maia hat vor zwei Monaten eine Wäscheleine gespannt, daran flattern vier mit Buchstaben bemalte Babyhemdchen: LUAN. «Dominic ist Papi geworden!», sagt Maia Stalder und erzählt, das ganze Quartier habe mitgefiebert. Die Kundinnen und Kunden seien geradezu Schlange gestanden, um zu gratulieren. «Diese Wertschätzung und Anteilnahme ist für mich das grösste Geschenk», sagt der frischgebackene Vater.

Es hagelt Preise und Anerkennung

Aktuell wurde die Familie Stalder mit dem Anerkennungspreis Quartierleben der Stadt Luzern ausgezeichnet. Das ist aber nicht die einzige Auszeichnung, mit der dieser aussergewöhnliche SPAR-Laden gerade aufs Podest gehievt wird: Stellvertretend für das Familien-Trio wurde Albert Stalder zum «Mister SPAR Schweiz 2022» gekürt. Zusammen mit Sohn Dominic geht es demnächst auf die geschenkte Reise – zwei Wochen Malediven. Mutter Maia geht aus gesundheitlichen Gründen nicht mit und überhaupt: «Es muss ja jemand hier die Stellung halten», sagt sie und erzählt dann von der Auszeichnung, die sie am allermeisten gefreut hat: Das Kinderparlament hat dem SPAR Geissenstein 2019 den «Goldenen Lollipop» verliehen. Als Argumente zählte das Kinderparlament natürlich die Rössli auf, aber auch, dass man um die Ecke im Pyjama einkaufen kann und dass die Familie alle Kinder mit Vornamen kennt. Das Lädeli sei einfach wie eine grosse Quartierfamilie. «Das war die schönste Wertschätzung überhaupt», sagt Maia Stalder mit Tränen in den Augen.

Bei SPAR Schweiz wird das Prädikat «familiär» grossgeschrieben. Der SPAR Geissenstein geht jedoch noch einen Tick weiter als andere Filialen. Nebst dem Angebot im Laden selbst wird auch noch der grosse Aussenplatz bespielt. Dieser gehört – wie auch die SPAR-Liegenschaft und viele Häuser ringsum – der Wohngenossenschaft Geissenstein-EBG. «Wir dürfen den Platz unkompliziert nutzen», sagt Dominic Stalder. Mit den Veranstaltungen und Aktivitäten werden junge und alte Quartierbewohnende abgeholt, Menschen mit und ohne Beeinträchtigung sind an Bord, Interkulturalität ist eine Selbstverständlichkeit, willkommen sind alle. «Vom Open Air mit Peach Weber erzählen die Leute heute noch», schwärmt Dominic Stalder und legt die dicke Laden-Bibel auf den Tisch. Die Seiten sind gefüllt mit Fotos: das Karussell und die Weihnachtskrippe, das Public Viewing an der Fussball-EM, der kunterbunte Markt mit lokalen Anbieterinnen und Anbietern, der Ladenumbau vor ein paar Jahren, bei dem alle mit anpackten!

Spar
Albert, Maia und Dominic Stalder. Seit 15 Jahren betreibt die Familie den SPAR an der Dorfstrasse. In diesem Jahr hagelt es Preise dafür.

Das Herz auf dem rechten Fleck

15 Jahre ist es her, dass die Familie die SPAR Filiale im Franchising übernommen hat. «Das war eine Spontanaktion! Ich habe mich mit 50 Jahren klammheimlich auf die Ausschreibung gemeldet», sagt Albert Stalder, der damals noch im Getränkehandel arbeitete. Als er den Zuschlag bekommen und die Überraschung gelüftet hatte, machte seine Frau zuerst keine Begeisterungssprünge: «Ich betreute damals Pflegekinder und liebte diese Arbeit.» Aber dass sie im Laden mit anpacken und ihr Herzblut einbringen würde, sei natürlich klar gewesen. «Und jetzt kann ich mir überhaupt nicht vorstellen aufzuhören», sagt die 64-Jährige. Eingestiegen ist auch Sohn Dominic, der zuvor in der Migros tätig war, und die beiden Töchter Jennifer und Natalie helfen bei Bedarf aus. Mitarbeitende werden vom Zentrum für Brückenangebote des Kantons vermittelt: Interessierte können ein Praktikum machen, nachher eine Lehre, und später bleiben sie teils als Angestellte. «Wer das Herz auf dem
rechten Fleck hat, passt zu uns», sagen Stalders.

Dass der SPAR Geissenstein gut aufgestellt und im Quartier ein beliebter Treffpunkt ist, hat sich Familie Stalder mit viel Schweiss und Herzblut aufgebaut. «Die ersten Jahre waren enorm schwierig, es sind auch mal Tränen geflossen.» Gelungen sei das erfolgreiche Ladenprojekt nur, weil in der schwierigen Anfangszeit alle rundum mitgeholfen hätten: «SPAR Schweiz hat uns mit Know-how unterstützt, die EBG ist uns temporär mit den Mietkonditionen entgegengekommen, die Lieferanten vertrauten uns, wenn wir mal finanzielle Engpässe hatten. Und am wichtigsten: Die Leute im Quartier glaubten an uns. Sie sind heute unsere treue Stammkundschaft – das macht uns extrem glücklich!»

Engagement im Quartier Geissenstein

Der Anerkennungspreis Quartierleben der Stadt Luzern geht 2022 an den SPAR-Supermarkt Luzern-Geissenstein, der seit 15 Jahren von der Familie Stalder geführt wird. Die Auszeichnung ist als Wertschätzung gedacht und beinhaltet ein Preisgeld von 5000 Franken.

Gute Atmosphäre auf dem Platz

Nebst einem vielfältigen Produktangebot im Laden sorgen Albert, Maia und Dominic Stalder immer wieder mit originellen Anlässen wie etwa dem Nostalgiekarussell, dem FussballPublic-Viewing oder dem Weihnachtsbaumverkauf auf dem Aussenplatz für gute Stimmung. Gut vernetzt ist die Familie Stalder auch mit vielen lokalen und regionalen Produzenten – auch das führt zu guten Begegnungen und einer lebendigen Atmosphäre rund um den «Dorfladen» und bereichert das Quartier.

Anerkennung für Freiwilligenarbeit

Der Anerkennungspreis Quartierleben der Stadt Luzern ist bereits zum fünften Mal vergeben worden. Der Preis soll neben den Erstplatzierten auch Anerkennung für alle ausdrücken, die sich für das Quartierleben einsetzen und diese wertvolle Freiwilligenarbeit sichtbarer machen


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Stadtmagazin 4/2022