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Bildergalerie zum Internationalen Archivtag 2017 mit dem Motto «Archive verbinden»

Luzern als Fremdenstadt ist hinlänglich bekannt. Luzern als Wohnort von Fremden weniger. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war die Zahl der hier niedergelassenen Ausländer überschaubar (1850: 3,6%). Nach der Eröffnung der Gotthardbahn zogen der Tourismus und die Wirtschaft an, Hotellerie und Baubranche benötigten dringend Arbeitskräfte; der Ausländeranteil stieg bis 1910 auf rund 18%. Bauarbeiter stammten meist aus Italien, Handwerker und Gastgewerbe-Personal aus Deutschland. Arbeitsmigranten aus dem südlichen und dem nördlichen Nachbarland bildeten bis in die 1970er Jahre die einzigen grösseren ausländischen Bevölkerungsgruppen. Allmählich gesellten sich andere europäische (Spanien, Ex-Jugoslawien) und eher vereinzelt asiatische Nationalitäten hinzu.
Flüchtlinge aus dem Ostblock, insbesondere jene aus Ungarn nach dem Aufstand von 1956, erfuhren von Seiten der Bevölkerung und der Stadtverwaltung viel Solidarität.
In den 1960er Jahren drehte der Wind, Ängste vor einer "Überfremdung" mündeten in mehrere – erfolglose – Initiativen gegen die Einwanderung. Diese Ängste bekamen auch die Asylsuchenden in den 1980er Jahren, als unechte Wirtschaftsflüchtlinge eingestuft, zu spüren. Seit den Jugoslawien-Kriegen in den 1990er Jahren steht die Integration von ausländischen Mitbewohnern im Fokus von Behörden und privaten Initiativen.

Die Italiener bildeten eine eigentliche Kolonie, mit katholischer Mission, Kindergarten, Schule und Bibliothek. In der «Casa d'Italia» an der Obergrundstrasse 92 waren zeitweise das italienische Konsulat, die Bibliothek und bis Ende 2016 auch das Asilo Italiano (Kindertagesstätte) untergebracht. Herausgeber der Broschüre war die in Luzern domizilierte «Schweizer Hilfe für Ungarns Flüchtlinge». Mit dem Verkauf von «Aufklärungsschrift» und Erinnerungsmarken wurde Geld für Hilfswerke gesammelt. Familie H. gehörte zu den sechs Familien, die von der Einwohnergemeinde Luzern unterstützt wurden. Auch für die Mitteilung der Mietzinserhöhung scheute man den fremdsprachlichen Aufwand nicht. Häufig verwendete Einträge der Staatszugehörigkeit im Einwohnerregister sowie Texte für die (fremdsprachige) Korrespondenz wurden gestempelt. Auftraggeber: Nationale Aktion gegen die Überfremdung von Volk und Heimat. Auftraggeber: Schweizerisches Aktionskomitee gegen die Ausweisung von 500 000 Ausländern. 25 Vietnamesen chinesischer Abstammung treffen als erste Gruppe der erwarteten 300 Vietnam-Flüchtlinge in der Schweiz ein. Demonstrationszug aus Schweizern und Flüchtlingen aus Sri Lanka überquert die Hirschmattstrasse. Die Bemühungen um einen Austausch und ein besseres Zusammenleben mit Schweizern wird von verschiedenen Hilfsorganisationen unterstützt. Anonyme Drohungen und Beschimpfungen gab es schon vor Hatespeech im Internet: Ziel ist das Schweizer Sekretariat des Organisationskomitees in Basel. Berichterstattung über einen stündigen Schweigemarsch von 1500 Personen, darunter vielen Teilnehmern aus Ex-Jugoslawien, sowie über die Kontrollen gegen illegal Eingewanderte aus derselben Region. Die Demonstration wurde von fünf Schülerinnen der Kantonsschule Alpenquai organisiert. In der Luzerner Altstadt setzen Jugendliche auf Musik und Transparente gegen Fremdenhass und Gewalt. Die Plattform «frauen maihof» ermöglicht verschiedene Veranstaltungen (nicht nur) für Frauen aus dem Maihof-Quartier. Alteingesessene Quartierbewohnerinnen verbindet mit den jungen Migrantinnen das Interesse an der Geschichte ihres engeren Wohnumfeldes.